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"Werden Sie die ,Wiener Zeitung‘ vermissen?" Das war eine der Fragen, die ich Leserinnen und Lesern in einigen Telefonaten der vergangenen Wochen gestellt habe. Die Hoffnung war, dass die Frage mit einem "Ja" beantwortet wird. Mit der Intensität, in der dieses "Ja" schließlich jedes Mal kam, habe ich freilich nicht gerechnet. Niemals in meiner Karriere musste ich bei Interviews so oft einen Kloß im Hals hinunterschlucken und einmal ist es meiner Gesprächspartnerin und mir nicht ganz gelungen.
So etwas erlebt man nur, wenn etwas Besonderes zerstört wird. Wir haben uns manchmal selbst gelobt, wir haben uns auch oft von anderen - aus Politik, Wirtschaft, Kunst - loben lassen. Doch die Wertschätzung, die am meisten zählt, ist die von den Personen, die unsere Zeitung als ihr täglich liebstes Druckperiodikum auserkoren haben.
Es seien halt zu wenige, hört man die Zyniker unken. Ja, es waren keine Zehntausende, aber die, die wir hatten, blieben uns treu. Nach dem harten Kampf, den die Redaktion der "Wiener Zeitung" verloren hat, waren die Gespräche mit den manchmal traurigen, manchmal empörten, manchmal aufmunternden Leserinnen und Lesern Balsam auf der Seele.
Es ist beschämend, wie nicht einmal Interesse daran gezeigt wird, Sie auch als "Nutzer" für die "neue Wiener Zeitung" zu gewinnen. Weil Sie "zu alt" sind.
Aber, liebe Leserinnen und Leser, seien Sie versichert: Es gibt Journalisten, die Wert auf Ihre Freundschaft legen. Man liest sich im Leben immer zweimal.