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Das Sommerloch öffnet sich langsam. Auch in Italien ist Sommer. Sprich: Es ist heiß. Nährboden genug für eine etwas skurrile Debatte, die die italienischen Feuilletons derzeit beschäftigt: Der strenge Dresscode der Mailänder Scala. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen wurden zuletzt immer wieder zu wenig bekleidete Opernbesucher vom Aufsichtspersonal der Scala zurückgewiesen, nicht immer ohne verbale Auseinandersetzungen. Alles ausländische Touristen natürlich, wie die für ihre modische Stilsicherheit bekannten Italiener klarstellen. Täglich soll etwa ein Dutzend von ihnen versuchen, die Oper mit Shorts und Flipflops zu betreten. Ihnen wird nahegelegt, in der nahegelegenen Filiale einer schwedischen Modekette doch schnell ein Paar lange Hosen zu erwerben. Die Mailänder Oper verfügt über die wohl strengsten Bekleidungsvorschriften international, die meisten Häuser setzen auf Eigenverantwortung der Besucher.
Doch die italienische Debatte ist keine rein ästhetische. Die eine Seite sieht den Untergang des Musentempels, berichtet vom generellen Sittenverfall in der Oper, von leuchtenden Smartphone-Displays und Fast Food in den Logen. Sie will striktere Zugangskontrollen. Die andere hält dagegen, dass Oper als elitärer Tempel langfristig nicht überlebensfähig sei. Und man mit einer Öffnung des Hauses für breitere Publikumsschichten auch damit leben müsse, dass sich die Leute eben kleiden und benehmen wie im Kino. Schließlich gehe es ja um Musik und nicht um Mode. Es werden wohl beide Seiten nicht vorbehaltlos recht behalten können.