Washington - Es ist geschafft. Nach rund acht Stunden Flug setzt das Flugzeug aus Frankfurt am Nachmittag auf dem Internationalen Flughafen Dulles auf, dem Airport der US-Hauptstadt Washington. Mit müden Gesichtern und schweren Beinen strömen die Passagiere in den Bus, der sie zum Haupt-Terminal mit Passkontrolle, Gepäckausgabe, dem Zoll und dem - ersehnten - Ausgang bringt. Man ist zerschlagen, aber es gibt ja den Trost: Noch eine halbe Stunde oder 40 Minuten, dann bin ich draußen. Falsch getippt.
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Eineinhalb Stunden später: Mit noch müderen Gesichtern und noch schwereren Beinen schieben sich die Passagiere der Frankfurter Maschine und andere Reisende aus dem Ausland in Schlangenlinien entlang der neuen Absperrungen zu den Passkontroll-Schaltern. Neidvoll geht der Blick nach rechts. Hier gibt es Extra-Stationen für die US-Bürger. Sie werden von den Einwanderungsbeamten rasch abgefertigt, während die Reihe der Nichteinheimischen in die Hunderte geht. Mit jeder Landung von Flugzeugen aus dem Ausland, die sich nachmittags häufen, schwillt die Schlange wieder neu an.
"Next" - der Nächste (ohne bitte), ruft eine uniformierte Frau mit peitschender Stimme. "Das hier erinnert mich an die Bilder von Ellis Island, nur fühlt man sich nicht so willkommen", sagt ein Reisender mit Blick auf historische Fotos von den Einwandererströmen Anfang des 20. Jahrhunderts. Gut zwei Stunden nach der Landung ist schließlich auch er vom Einwanderungsbeamten abgefertigt und an der frischen Luft.
Personal nicht aufgestockt
Welcome to America - oder auch nicht. Seit den Terroranschlägen vom 11. September haben es Reisende nicht nur mit schärferen Gepäckkontrollen und damit verbundenen Wartezeiten vor dem Abflug zu tun. Auch der Ankunfts-Stress ist deutlich größer geworden, vor allem auf dem internationalen Flughafen von Washington. Einwanderungsbeamte nehmen sich bei der Prüfung der Papiere mehr Zeit und stellen häufiger als bisher Fragen, vor allem dann, wenn es sich um Reisende aus arabischen Ländern handelt. Die Kontroll-Aufgaben sind zwar umfangreicher geworden, das Personal wurde jedoch nicht aufgestockt. Im Airport Washington etwa ist wie vor dem 11. September ungefähr nur jeder zweite Passkontroll-Schalter besetzt, und angesichts der Belastung der Einwanderungsbeamten kommt die Freundlichkeit bei der Abfertigung manchmal zu kurz.
Dass die USA nach den Terroranschlägen ihre Arme nicht mehr so weit ausbreiten wie früher, zeigt sich auch in Plänen der US-Einwanderungsbehörde INS für eine Verschärfung der Einreisebestimmungen. Demnach sollen Touristen künftig statt bis zu sechs Monate nur noch 30 Tage bleiben dürfen, wenn sie gegenüber der Einwanderungsstelle nicht plausibel erklären können, warum sie eine längere Besuchsspanne benötigen. Es liegt in der Hand des jeweiligen Beamten einzustufen, was eine "angemessene Aufenthaltsdauer" ist. Es bleibe dabei, dass die USA ein offenes Land seien und Besucher willkommen heißen, versichert INS-Chef James Ziglar. Aber das gelte natürlich nur für Gäste, die in den USA nichts Böses im Schilde führten. Ziglar steht seit Anfang des Jahres unter starkem Druck und muss um seinen Job bangen. Der schon seit vielen Jahren wegen Desorganisation, Schwerfälligkeit und Unfähigkeit kritisierten INS droht nämlich die Auflösung. Stattdessen soll es zwei getrennte neue Behörden geben - eine für Service, die andere für die Durchsetzung von Einwanderungsbestimmungen. Ein wichtiger Kongressausschuss hat schon grünes Licht für die INS-Zerschlagung gegeben.
Letzten Ausschlag gab eine peinliche Panne: Die INS bestätigte sechs Monate nach den Terroranschlägen vom 11. September die Genehmigung von Studentenvisa für zwei der damaligen Flugzeugentführer. dpa
Auslandsstudien gefährdet?
Die Verschärfung der Visa-Regelungen durch die USA könnte negative Auswirkungen auf die internationale Bildungskooperation und den Studentenaustausch haben. Diese Sorge wurde auf der amerikanischen Bildungsmesse NAFSA in San Antonio (Texas) von zahlreichen Teilnehmern geäußert. Österreich hat sich heuer auf Initiative des Bildungsministeriums auf der NAFSA erstmals durch einen eigenen Stand präsentiert, durch den gezieltes "Bildungsmarketing" betrieben wurde, berichtet Jutta Kern vom "Office of Science and Technology" (OST) an der Botschaft in Washington.
Die österreichischen Universitäten und Bildungseinrichtungen streben mit Partnerinstitutionen in den USA einen wechselseitigen Austausch an. Derzeit verläuft die Zusammenarbeit eher in Form einer "Einbahnstraße": Österreicher gehen in die USA um zu studieren und zu forschen, aber umgekehrt kommen kaum Amerikaner an Österreichs Bildungseinrichtungen.