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Die Förderagenturen Zit und Departure werden in die Wirtschaftsagentur integriert, Gerhard Hirczi erklärt im Interview warum.
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Wien. Die Wirtschaftsförderung in Wien wird neu strukturiert: Zwei Töchter der Wiener Wirtschaftsagentur werden "nach Hause" geholt, um mehr Übersichtlichkeit in die einzelnen Fördergebiete der Stadt zu bringen (die "Wiener Zeitung" hat berichtet). Die Wirtschaftsagentur der Stadt hat die Aufgabe, den Wirtschaftsstandort zu stärken und den Wiener Unternehmen entsprechende Förderangebote bereitzustellen. Mit der Eingliederung der Technologieagentur Zit und der Kreativförderschiene Departure soll das künftig noch besser gelingen, wie der Geschäftsführer der Wiener Wirtschaftsagentur im Interview der "Wiener Zeitung" erklärt.
"Wiener Zeitung":Warum holt man zwei unabhängig voneinander und dem Vernehmen nach durchaus erfolgreich agierende Förderagenturen unter das Dach der Wirtschaftsagentur?Gerhard Hirczi: Es soll mitunter verhindert werden, dass die Wirtschaftsagentur bei den Zielgruppen von Departure und Zit möglicherweise nur fragmentiert wahrgenommen wird. Das heißt, wir wollen, dass die Wiener Unternehmen über unser ganzes Angebot Bescheid wissen.
Aber wieso hat man das nicht gleich von Anfang an gemacht?
Das ist alles historisch gewachsen. 1982 wurde der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) gegründet, im Jahr 2000 hat man die Zit als Tochter des WWFF aus der Taufe gehoben und im Jahr 2004 Departure. Die damalige Philosophie war, Zielgruppen auch in Form von eigenen Organisationseinheiten ganz gezielt anzusprechen. Die Zit hatte dabei das Thema Technologie auf der Agenda gehabt und Departure die Creative Industries. Im Jahr 2010 wurde der WWFF in die Wirtschaftsagentur unbenannt - wir haben damals mit einer Dachmarkenstrategie begonnen, eine neue Corporate Identity definiert; immer unter dem Gesichtspunkt, möglichst vielfältig und klar nach außen aufzutreten.
Und das hat nicht funktioniert?
Das hat sehr gut funktioniert. Aber mittlerweile hat sich unser Portfolio stark vergrößert. Im Vergleich mit anderen Standortagenturen in Österreich und außerhalb haben wir sehr viele unterschiedliche Instrumente unter einem Dach vereint. Und mit Zit und Departure haben wir noch quasi zwei eigene Organisationseinheiten. Dadurch sind wir meiner Ansicht nach für unsere Zielgruppe - also alle Wiener Unternehmen - nicht so klar und übersichtlich, wie wir sein könnten.
Wie wollen Sie das mit einer Zusammenlegung verbessern?
Wir haben in den vergangenen Jahren einiges weitergebracht, um diesen Vorteil, den das breite Portfolio hat, auch tatsächlich auf die Straße zu bringen, indem wir viele, viele Schnittstellen im Unternehmen gemanagt haben. Aber es ist immer besser, weniger Schnittstellen zu haben, als viele gut zu managen. Denn jedes Management für eine Schnittstelle braucht Energie und Ressourcen und stellt auch immer eine potenzielle Fehlerquelle dar. Wenn man aber diese breiten Portfolio-Elemente nebeneinander stehen lässt, dann hat man den Vorteil einer besseren Übersichtlichkeit.
Und zwar wie genau?
Nehmen wir einmal an, da kommt jemand mit einer pfiffigen technologischen Idee, die er sich fördern lassen will. Der Berater informiert ihn dann über die in seinem Rahmen stehenden Möglichkeiten, kann ihm aber nicht sagen, was die Wirtschaftsagentur-Gruppe noch so alles im Portfolio hat. Dann werden andere Bedürfnisse, die der Unternehmer vielleicht hat, nicht behandelt.
Welche anderen Bedürfnisse?
Vielleicht braucht er ja auch ein Büro. Vielleicht braucht er ein Elektroauto - für das alles gibt es Förderungen. Vielleicht braucht er aber auch eine EU-Förderung, dafür haben wir eigene Beratungsmöglichkeiten. Es geht einfach darum, dass wir jedem Unternehmer und jeder Unternehmerin unser Gesamtportfolio anbieten können. Und deswegen bin ich überzeugt, dass wir in einer integrierten Aufstellung einfach viel effizienter agieren können.
Für Zit und Departure wurden über die Jahre eine eigene Corporate Identity aufgebaut und daraus Marken entwickelt. Werden diese Firmennamen dann einfach von der Bildfläche verschwinden?
Die Entscheidung ist noch nicht getroffen. Das soll in den nächsten vier bis sechs Wochen passieren. Meine Zielsetzung ist, dass ich im Mai sagen kann, wie die Eckpfeiler der Organisation aussehen, und da wird die Frage der Namensgebung auch dabei sein.
Das Departure-Büro befindet sich am Alsergrund, die Zit und die Wirtschaftsagentur haben ihren Sitz in der Ebendorferstraße - wird das Departure-Büro auch räumlich integriert werden?
Auf kurze Sicht verändert sich nichts, weil man sich nach den Begebenheiten richten muss. In der langfristigen Raumkonzeption wird es natürlich sinnvoll sein, alle Organisationseinheiten unter einem Dach zu haben.
Und wie sieht es mit der Organisationsform der betroffenen Unternehmen aus?
Da die beiden Geschäftsführerposten nicht nachbesetzt werden, liegt das eigentlich auf der Hand. Die frühere Departure-Chefin Bettina Leidl ist schon seit 14. März weg und leitet nun das Kunst Haus Wien. Und der Leiter des Zit, Claus Hofer, übernimmt Anfang Mai die Geschäftsführung des Wien-Holding-Unternehmens Tina Vienna.
Ein Versorgungsposten?
Diese Art von Schachspielen, die Sie hier ansprechen, funktioniert nicht bei uns. Claus Hofer war 14 Jahre im Unternehmen. Er war Leiter der Rechtsabteilung im Immobilienbereich, ist seit elf Jahren Geschäftsführer der Zit und hat eine neue Herausforderung gesucht. Mit Tina Vienna, die ja die Smart-City-Agentur der Stadt Wien ist, hat sich da etwas ergeben, was sehr gut zu den Themen passt, die die Zit in den vergangenen Jahren bearbeitet hat - es hat zum Beispiel mehrere eigene Smart-City-Calls gegeben. Insofern ist es eine gute Gelegenheit für Hofer, hier etwas Neues aufzubauen, so wie er das seinerzeit mit der Zit gemacht hat.