Gegen die "Ausbeutung von Haushaltshilfen" und "sexistische Stereotypen in der Werbung", für "Verteilung von EU-Geldern nach geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten": Wenn es um die Vertretung frauenspezifischer Probleme geht, ficht der EU-Delegierte Thomas Mann (CDU) stets an forderster Front.
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Denn: Thomas Mann ist Vollmitglied im Frauenausschuss des EU-Parlaments. Dort sitzen 37 Frauen und offiziell drei Männer: "Ich bin allerdings der einzige (männliche, Anm.) Abgeordnete, der die Sitzungen regelmäßig besucht", verrät der Parlamentarier, der der konservativen EVP-Fraktion angehört, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Das faktische Geschlechterverhältnis beträgt also 37:1.
Thomas Mann hat mit seiner Minderheiten-Position im Ausschuss aber keine Probleme. Denn für den gelernten Industriekaufmann ist numerische weibliche Vorherrschaft schon aus der früheren beruflichen Praxis nichts Fremdes: "Ich komme aus der Werbe-Branche und dort arbeiten zu 65 Prozent Frauen."
Das verschwindend geringe Interesse seiner parlamentarischen Geschlechtsgenossen an einer aktiven Mitwirkung im EU-Frauenausschuss rührt laut CDU-Mann daher, dass einer solchen Teilnahme immer noch "etwas Exotisches" anhafte. Zu tun gibt es in Sachen Frauenrechte weltweit freilich genug, obwohl es das Ziel seines Ausschusses sein muss, "dass wir eines Tages nicht mehr nötig sind", meint Mann.
Beispiel Sport: Dort seien Frauen aus einigen muslimischen Ländern schon aus Gründen rigider Kleidungsvorschriften im Nachteil. Wer mit Kopftuch und Köperverhüllung an den Olympia-Start gehen müsse, habe keine Chance auf Erfolg, rief der EVP-Delegierte im Sommer 2003 im Strassburger Parlament in Erinnerung.
Die österreichische EU-Abgeordnete Christa Prets (S) - sie sitzt gemeinsam mit Mann in besagtem Frauenausschuss - würde übrigens ein verstärktes Engagement männlicher Abgeordneter durchaus begrüßen: Frauenanliegen seien nicht zwangsläufig besser durch weibliche Abgeordnete vertreten, so Prets.