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Einseitiges Sommergespräch

Von Werner Grotte

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Der Werbeaufwand, mit dem der ORF den ersten Teil seiner "Sommergespräche" für Montag Abend angepriesen hatte, ließ Spannung erwarten. Was würden sich BZÖ-Obmann Josef Bucher und Großbäckerei-Chefin Doris Felber, eloquent gelenkt von Ingrid Thurnher, zu sagen haben? - Leider so gut wie nichts. Das Gespräch geriet zum Monolog, bei dem Bucher weitgehend ungebremst seine "revolutionären Thesen" (© Thurnher) verbreitete, während sich die Präsenz Felbers scheinbar hauptsächlich dadurch rechtfertigte, dass die Sendung in einer ihrer 45 Filialen stattfand.


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Bucher nutzte die Gelegenheit, um gegen die verhasste Strache-FPÖ vom Leder zu ziehen, was das Zeug hielt; mit "Kellernazis" und "Holocaust-Leugnern" strebe er keinerlei politischen Dialog an. Angesprochen auf die derzeitigen Enthüllungen rund um angebliche Millionenzuwendungen an BZÖ-Gründer Jörg Haider blockte Bucher elegant ab - sogar hier stecke die FPÖ dahinter: Jenes Dokument etwa, das derzeit vom "profil" als Beweis für Zahlungen von Iraks Diktator Saddam Hussein an Haider publiziert werde, sei schon vor Jahren als "Fälschung aus FPÖ-Kreisen" erkannt worden.

So sehr Thurnher Buchers Redeschwall wenigstens hin und wieder Paroli bot ("Es sind doch nicht alle in der FPÖ Holocaust-Leugner. . . "), so wenig forderte sie Felber. Auf die wenigen Fragen, die ihr gestellt wurden, antwortete die Geschäftsfrau vage oder ausweichend. So fühle sie sich für ihre 400 Mitarbeiter, darunter viele alleinverdienende Frauen, "sehr verantwortlich" - ob das so weit gehe, dass sie ihnen den vom BZÖ geforderten Mindestlohn von 1300 Euro (100 Euro mehr als derzeit) zahlen würde, blieb aber offen. Auf ein Nachfassen Thurnhers wartete man leider vergeblich.