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Eintracht im Trachtendorf

Von Manfred A. Schmid

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Als vor gut zehn Jahren diese tägliche Rubrik eingeführt wurde, war neben "Horchposten" und "Linsengericht" noch eine weitere Leiste mit dem Titel "Funkschatten" vorgesehen. Darin sollte all das Platz finden, was in die beiden spartenbezogenen Kolumnen nicht hineinpasst. Gedacht war an medienpolitische Fragen und Auseinandersetzungen grundsätzlicher Art. Wir wollen diese alternative Form in Hinkunft gelegentlich wieder aufleben lassen. Den Anfang macht ein Rückblick auf die eben zu Ende gegangenen Alpbacher Mediengespräche.

Anders als in den letzten zwei Jahren, als es noch heftige und emotional besetzte Streitgespräche sowie polemische und weltanschaulich geprägte Diskussionen gab - und das nicht nur in den Veranstaltungen, sondern auch in den Kontakten am Rande -, verliefen die Alpbacher Mediengespräche diesmal in einer entspannten, gelösten, geradezu unaufgeregten Atmosphäre. Ein Grund dafür lag gewiss darin - wie Medien-Staatssekretär Franz Morak in seinem Statement nicht ohne Stolz vermerkte -, dass es der Bundesregierung inzwischen gelungen ist, wesentliche und über Jahre hindurch aufgeschobene Reformen umzusetzen. Dazu gehört die Liberalisierung des Fernsehmarktes ebenso wie die Reform des ORF und die Installierung der Medienbehörde KommAustria. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, sparte in seiner Wortmeldung denn auch nicht mit qualifiziertem Lob, auch wenn er kritisch anmerkte, dass die überfälligen Schritte relativ spät gesetzt worden sind.

Ein weiterer Grund für die ungewohnt sachlich geführten Auseinandersetzungen lag darin, dass in der Medienbranche die überhitzten Erwartungen und die damit verbundene Euphorie einer Ernüchterung Platz gemacht haben. Die Bäume wachsen auch hier nicht in den Himmel. Man kämpft allenthalben mit finanziellen Einbußen und dadurch erforderlich gewordenen rigorosen Sparmaßnahmen. Dabei besinnt man sich offenbar mehr auf die verbindende Gemeinsamkeiten denn auf das Trennende. Doch die demonstrativ zur Schau gestellte Eintracht darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass weitere dringende Probleme weiterhin auf ihre Lösung warten. In Sachen Presseförderung und Rundfunkgebühren etwa hat sich - auch in Alpbach - so gut wie nichts bewegt. Spätestens wenn hier Akzente gesetzt werden, ist es mit der Einigkeit dann wohl wieder vorbei.