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Einzelhandel hofft auf Trendwende

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Die Einzelhändler in Österreich und in Deutschland hoffen heuer auf eine Trendwende bei den Umsätzen. "Wir wollen vom realen Minus weg", gibt etwa Johannes Mraz, Geschäftsführer der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, das Ziel vor. Das wird nicht leicht, denn auch bei einem Anspringen der Konjunktur dauert es eine Zeit lang, bis sich dies in den Handelsumsätzen niederschlägt. Die Volkswirte der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) sehen erst ab 2005 wieder stärkere Nachfrageimpulse für den Einzelhandel.


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Im vergangenen Jahr musste der Einzelhandel laut KMU Forschung Austria ein reales Minus von 0,5% hinnehmen, 2002 waren die Umsätze sogar um 2,5% gesunken.

Die Gründe: Die Konjunkturflaute verstärkt die Sparneigung der Konsumentinnen und Konsumenten, die Devise lautet daher nicht mehr "schöner", sondern "billiger shoppen". So ist etwa im Lebensmittelhandel der Anteil der Diskonter von 20% Ende der 90er Jahre auf zuletzt 26% gestiegen. Mehr Geld fließt zudem in die private Altersvorsorge, "mit steigender Tendenz", wie Mraz meint.

Die Konsumausgaben steigen nicht mehr so stark wie ehedem. Laut BA-CA hat sich das Wachstum von durchschnittlich 6% zwischen 1980 und 1995 auf unter 3% in den letzten Jahren verringert. 1980 entfielen noch 50% der Ausgaben der privaten Haushalte auf einzelhandelsrelevante Posten wie Nahrungsmittel, Bekleidung oder Möbel, 2002 waren es weniger als 39%. Durch relativ hohe Preissteigerungen in Bereichen wie etwa den Dienstleistungen werde dem Einzelhandel Kaufkraft entzogen, so BA-CA-Volkswirt Günter Wolf. "Der Handel ist sicher kein Preistreiber", betont auch Mraz. Er weist auch auf die steigenden Ausgaben in der in den letzten Jahren stark boomenden "Wellness"-Branche hin. Dennoch sei Hoffnung auf ein besseres Handelsjahr da.

Auch der seit Jahren von Kaufzurückhaltung und Preiskämpfen gebeutelte deutsche Einzelhandel sieht in diesem Jahr beim Wachstum wieder einen Silberstreif am Horizont. Trotzdem sollen weitere Stellen wegfallen. Im Vorjahr wurden knapp 50.000 Arbeitsplätze gestrichen - mehr als jemals zuvor in einem Jahr. Derzeit sind in Deutschland rund 2,8 Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Laut BA-CA ist die Zahl der Beschäftigten im österreichischen Einzelhandel seit 2001 um knapp 1% auf rund 234.000 Personen zurückgegangen. Die BA-CA spricht vom "Ende jahrelanger Arbeitsplatzzuwächse im Einzelhandel". Mraz interpretiert die Zahlen als "konstante Beschäftigungslage."

Schwere Vorwürfe gegen Diskontketten

Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat neuerlich schwere Vorwürfe gegen die Diskontketten Schlecker, Aldi-Süd und Lidl erhoben und eine Kampagne gegen die nach Gewerkschaftsangaben schlechten Arbeitsbedingungen bei den drei Unternehmen angekündigt. Gewerkschaftschef Frank Bsirske sprach am Montag in Frankfurt am Main von massiven Behinderungen bei der Betriebsratsbildung und dem Druck, dem die Mitarbeiter vielerorts ausgesetzt seien. Insbesondere Frauen hätten unter hoher Belastung und niedriger Bezahlung zu leiden.

In Österreich beschäftigte zuletzt der Diskonter Schlecker, der hierzulande knapp 4.000 Beschäftigte zählt, die Gewerkschaft. Konkret habe es Beschwerden über Verschlechterungen bei den Arbeitsverträgen gegeben, so Kurt Aust, Geschäftsbereichsleiter in der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Im Jänner diesen Jahres sei es allerdings gelungen, erstmals einen Betriebsrat zu wählen, der sich Ende März konstituieren will.