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Einzeltäter oder Auftragskiller?

Von Gerald Jatzek

Politik
Die Fragen nach dem Wie und Warum dominieren die französischen Zeitungen wie Liberation,Le Monde und Le Figaro.
© Screenshots

Experten sind über den Fanatiker Mohamed Merah uneins


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Hat der Massenmörder von Toulouse auf eigene Faust gehandelt oder führt er einen Auftrag aus? Darüber gehen die Meinungen der Experten zur Zeit weit auseinander.

Der französische Islamist Mathieu Guidère bezweifelt im Interview mit 20 minutes die Aussagen Mohamed Merahs. Aufgrund der Widersprüche zwischen den Taten und den Begründungen kommt er zu dem Schluss, dass der Attentäter genau das ist, was die Behörden immer befürchtet haben: der "einsame Wolf", der vielleicht Helfer hat, die aber seine Pläne bei weitem nicht vollständig kennen.

Auch Jean-Pierre Filiu vom Institut für politische Studien in Paris glaubt nicht an den organisatorischen Hintergrund des Killers. Er vermutet, dass sich hier ein Einzeltäter als Teil einer  Organisation darstelle, um bedeutender zu erscheinen.

Anders sieht es der französische Innenminister Claude Guéant. Er erklärte, der Attentäter habe Beziehungen zu radikalislamischen Gruppen - Salafisten und Dschihadisten - gehabt. Seine Vermutungen gehen wohl in Richtung der im Jänner verbotenenen Bewegung Forsane Alizza. Diese hat den bewaffneten Kampf auf dem Weg zu einem Kalifat in Frankreich ausdrücklich gebilligt. Der Imam der Vereinigung darf Frankreich nicht mehr betreten.

Auch Quellen aus dem Bereich der Polizei bezweifeln die These vom Einzelgänger. Sie verweisen vor allem auf seine Aufenthalte und Schulungen in Waziristan (Pakistan) und auf sein umfangreiches Waffenarsenal, das von einen vorbestraften Kleinkriminellen schwerlich zusammengetragen werden könne.

Jean-François Daguzan von der Zeitschrift Sécurité globale erklärte gegenüber Le Monde, der Täter könne nach seiner Ausbildung völlig autonom gehandelt haben. Die völlige Autonomie einzelner Attentäter sei seit einigen Jahren eine Strategie der Al-Kaida. Dementsprechend würden sich militante Organisationen erst im nachhinein zu Aktionen beknnen. Die meiste Zeit sei die Organisation über die Handlungen ihrer Mitglieder nicht auf dem laufenden.