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Eis, Eis, Baby!

Von Andreas Rauschal

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Zu den schönsten Freiheiten des privilegierten, westlichen Menschen gehört es, sich in der Freizeit vortrefflich zu ruinieren. Als Ausgleich zur einengenden Pflicht zwischen Erwerbsarbeit und Familie folgt die Kür ab Freitag nicht selten über die Beigabe toxischer Wirkstoffe.


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Anderen Menschen wiederum geht es darum, an einschlägigen "Outdoor-Venues" an ihre Grenzen zu gehen. Wie sämtliche "Sport"-Förderungsprogramme der Rotbullen belegen, will der rastlose Mensch hoch droben am Himmel, tief unter Wasser oder umrahmt von motorisierten Fahrgestellen mit raketengleichem Antrieb auf sein Recht beharren, höhere Beiträge in die Lebensversicherung einzubezahlen und den Begriff der "Spenderleber" am eigenen Leib festzumachen.

Wie man mit seiner Zeit nicht minder blöd umgeht, erklärt nun auch die ORF/ZDF-Produktion "Wettlauf zum Südpol", die, lose angelehnt an die Expeditionen Roald Amundsens und Robert Falcon Scotts vor 100 Jahren, zwei Teams durch das "ewige Eis" treibt: Zehn Tage lang sollen bei Temperaturen von weniger als minus 30 Grad Celsius nicht enden wollende Märsche absolviert werden, für die, zur Erholung, drei bis fünf Stunden Schlaf ausreichen müssen. Ehe es soweit ist, ging es in Folge eins noch um Trockentraining. Das als deutsch-österreichischer Konkurrenzkampf angelegte Format räumte dabei mit dem Klischee vom gemütlichen Ösi auf: Eine von der täglichen Arbeit als Berufssoldatin des Bundesheeres abgehärtete Teilnehmerin sprach angesichts des Selektionsprozesses gar von einer "Kinderjause". Nur die Harten kommen durch! Im ewigen Eis, Eis, Baby, ist Coolness eben doppeldeutig.