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Gemeinsame Buchungsplattform für sieben Betreiber. | Massiver Ausbau des Schienennetzes. | Allianz Railteam will 25 Millionen Kunden bis 2010.
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Brüssel. Mit der neuen Eisenbahnallianz Railteam wollen sieben europäische Betreiber den Marktanteil der Bahn im Personenverkehr zu Lasten von Flugzeug und Pkw ausbauen. Vorbild sind die Bündnisse von Fluglinien wie die Star Alliance. Bis 2010 sollen 25 Millionen Reisende das Angebot nutzen.
Bereits seit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags gestern, Montag, können Passagiere bei Verspätungen unabhängig von der gekauften Fahrkarte ohne Aufpreis und Bürokratie einfach den nächsten geeigneten Zug eines der Bündnispartner in Richtung ihres Reiseziels nehmen - "hop on the next train" nennen es die Eisenbahnchefs. Geplant ist auch ein Vielfahrerprogramm nach Vorbild der Vielfliegerprogramme der Fluglinien. Neben Preisvergünstigungen durch Kilometersammeln warten Annehmlichkeiten wie die 36 Business-Lounges in großen EU-Bahnhöfen auf die Teilnehmer. An den bisherigen Railteam-Drehscheiben Brüssel, Lille, Köln, Frankfurt und Stuttgart gibt es bereits eigene Infobüros der Bahnallianz. Bis zum Frühjahr 2009 soll auch eine gemeinsame Buchungsplattform stehen, welche die bisher sieben unterschiedlichen Systeme zusammenführt. Um die 30 Mio. Euro sollen allein in die Finalisierung dieses Teilprojekts gepumpt werden.
Verdreifachung bis 2020
Das Hochgeschwindigkeitsangebot für die Zugpassagiere umfasst innerhalb der Allianz bereits heute knapp 5200 Kilometer und soll bis 2010 um gut 2400 Kilometer erweitert, bis 2020 verdreifacht werden.
Die ÖBB steigt Ende 2008 mit dem Railjet voll in die neue Allianz ein. Vorerst 23 Garnituren zum Gesamtpreis von 250 Mio. Euro liefert Siemens den Österreichern. Weitere 44 Züge sollen bis 2013 folgen. Gezogen oder geschoben werden sollen die Flaggschiffe von den bereits seit 2000 im Einsatz stehenden Taurus-Loks, die für eine Höchstreisegeschwindigkeit von 230 Km/h zugelassen sind. Tatsächlich erreicht die Rekordlok ihre Leistungsgrenze erst bei sagenhaften 357 Stundenkilometern. 2013 soll es quasi im Stundentakt etwa Verbindungen nach Salzburg in zwei Stunden und 15 Minuten und München unter sechs Stunden geben. Das bedeutet minus 20 bzw. minus 60 Minuten gegenüber der heutigen Reisedauer. Vor allem auf Strecken bis 600 Kilometern Länge sei die Bahn eine echte Alternative zu Flugzeug und Pkw, erklärte ÖBB-Fernstreckenchef Erich Förster. Etwa die Strecke Wien-München dauere dann lediglich eineinhalb Stunden länger als mit dem Flieger. Die mühsamen Flughafentransfers erspare man sich ohnehin. Bahnhöfe liegen normal schließlich deutlich zentraler als Flughäfen.
Kein neues Monopol
Eine Freigabe der neuen Allianz durch die EU-Kommission sei nicht notwendig, sagte Förster. Ziel sei ja nicht, die Konkurrenz auszuschließen, sondern die Qualitätssicherung zum Wohle den Kunden. Bereits heute gebe es auf zahlreichen Strecken konkurrenzierende Angebote der Bündnispartner. Das werde sich auch nicht ändern.
Den Kooperationsvertrag unterzeichnet haben die ÖBB, die Deutsche Bahn, die Schweizer Bundesbahnen, die französische SNCF, die SNCB aus Belgien, die niederländische NS Hispeed und die britische Eurostar sowie die Tochtergesellschaften Thalys (SNCF/SNCB), Lyria (SNCF/SBB) und Alleo (SNCF/DB).