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Eisenbahner machen Ernst mit Warnstreik

Von Martina Madner

Wirtschaft

Nach acht erfolglosen Eisenbahn-KV-Verhandlungsrunden wird nun am Montag zwischen 12 und 14 Uhr gestreikt.


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Wien. Am Montag, den 26. November, zwischen 12 und 14 Uhr sollten sich Fahrgäste der Bahn nach Alternativen umsehen. Denn dann finden die Warnstreiks der Eisenbahner statt. "Unsere Fahrgäste haben ja in Umfragen sehr großes Verständnis geäußert. Wir nehmen deshalb bei den ersten Warnstreiks Rücksicht, wollen die Pendlerinnen und Pendler nicht belasten", erklärte Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft Vida.

Gestreikt werde "österreichweit", nicht nur auf bestimmten Strecken. Ob sich die rund 40.000 Mitarbeiter aller Bahngesellschaften beteiligen, ließ Hebenstreit offen. Die Westbahn-Unternehmenskommunikation sagt zwar, dass "die Mitarbeitenden der Westbahn nicht teilnehmen" werden, und plane zwischen Wien und Salzburg zu fahren. De facto wird das aber nicht möglich sein, nicht nur, weil sich auch die ÖBB-Infrastrukturmitarbeiter wie Stellwerk- oder Fahrdienstleiter am Streik beteiligen werden, sondern die ÖBB-Züge während der beiden Stunden in den Bahnhöfen der Strecke halten werden.

Arbeitgeber: "Kein Verständnis"

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) äußerte wenig Verständnis für die Warnstreiks: "Es wäre schade, wenn die Tarifverhandlungen bei den Eisenbahnern nun auf dem Rücken der Bahnkunden ausgetragen würden", bekundete er per Aussendung. Österreichs Bahn und deren Mitarbeiter hätten sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet, den es zu bewahren gelte. Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer ließ die Gewerkschaft wissen, dass diese "abgehoben" agiere und Streik "inakzeptabel" sei; der ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger wiederum, dass sie mit den ÖBB ein staatliches Unternehmen, "missbraucht".

Wasser auf die Mühlen von Arbeitgeberchefverhandler Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbands Schienenbahnen: "Ich stelle mich jedem Kampf am Verhandlungstisch, aber auf dem Rücken unserer Fahrgäste, die letztlich unsere Löhne und Gehälter zahlen, dafür habe ich kein Verständnis", sagte er. Man habe "deutlich mehr als drei Prozent" Lohn- und Gehaltserhöhung ab 2019 geboten, bislang aber keine konkrete Zahl von den Gewerkschaften erhalten, sondern ein Forderungspaket, "das über zehn Prozent an zusätzlichen Belastungen ausmacht", sagt Scheiber. In Bezug auf Arbeitszeiten betont er, dass es bei der Bahn immer schon 12-Stunden-Schichten gab: "Wir werden in eine Art Geiselhaft genommen."

Gewerkschaft: "Keine Wahl"

Das lässt Gewerkschafter Heben-streit so nicht stehen. In einigen Bahngesellschaften seien Listen verschickt worden, wer aller vom neuen Arbeitszeitgesetz betroffen sei. Eine konkrete Zahl nennt er zwar nicht, das Angebot des Gegenübers, "lächerliche 15 Euro brutto über der Inflation", sei "absolut unwürdig". Nach einem halben Jahr und acht ergebnislosen Verhandlungsrunden stehe man nicht für "weitere Scheinverhandlungen und Zeitverschwendung" zur Verfügung.

Hebenstreit erneuerte die Forderung nach einem "fairen Angebot" mit Inflationsabgeltung, einem Anteil am Wirtschaftswachstum und der Produktivität. Außerdem wolle man die zeitliche Flexibilität in einem Rahmenrecht berücksichtigt wissen. Wie es nach dem Warnstreik weitergeht, ist offen. Hebenstreit sei aber "gerne bereit auch übers Wochenende zu verhandeln. Unsere Handys sind eingeschaltet."