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Eiszeit in der Diskussion um neue Arbeitszeiten

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Flexiblere Arbeitszeiten sind notwendig, um Betriebe und damit Arbeitsplätze im Land zu erhalten, argumentieren Wirtschaftstreibende. Die Arbeitnehmer stehen dem sehr skeptisch gegenüber, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Dabei gehe es "nicht darum, den Arbeitnehmern etwas wegzunehmen, sondern darum, Sicherheit zu geben", so der Unternehmensberater Alois Czipin Donnerstagabend bei der Studienpräsentation.


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Das Problem der österreichischen Betriebe: Die Nachfrage schwankt. Einmal sollte daher mehr produziert werden, einmal weniger. Daher müssten über bestimmte Zeiträume hinweg mehr Arbeitsstunden aufgewendet werden - was wegen der Kosten für Überstunden viel Geld kostet - und dann wieder weniger. Das aktuelle Arbeitszeitgesetz lässt diese Wechsel nur in einem bestimmten Rahmen zu, und dieser sollte daher erweitert werden. Kosten für Überstunden könnten eingespart und eine "dramatische Produktionsverbesserung" erreicht werden, erklärte Czipin. Eine stärkere Arbeitszeitenflexibilisierung fordern seit einigen Monaten unter anderem die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer und allen voran Claus Raidl, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Edelstahlerzeugers Böhler-Uddeholm. Er ist auch Mitglied der Arbeitsgruppe "Flexibilität in der Arbeitswelt", der auch Alois Czipin angehört und die unter dem Vorsitz von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein arbeitet. Doch die Bevölkerung zeigt wenig Verständnis für die gewünschte Arbeitszeitflexibilisierung, so das Ergebnis der von Czipin in Auftrag gegebenen Studie, in deren Rahmen von der Karmasin Marktforschung 200 Personalleiter von Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern und 1.000 Bürger befragt wurden. Viele sind zwar für flexiblere Arbeitszeiten, haben aber bei der Umsetzung offensichtlich andere Vorstellungen als die bei der Befragung vorgestellten Maßnahmen, die lauten: Ganzjahresdurchrechnung von Mehrarbeitszeiten, Ausdehnung der Maximalarbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag, Reduktion der Überstundenzuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit, Wegfall der Zuschläge für Samstags- und Abendarbeit (siehe Grafik). Auch der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) kommt diesen Wünschen bisher nicht nach. "Wenn die Arbeitnehmerseite nicht bald mehr Bereitschaft zu Gesprächen zeigt, wird man das gesetzlich regeln müssen", drohte daher Raidl, der sich als Gegenleistung für flexiblere Arbeitseinsätze für ein Bonussystem ausspricht, wie es bei Böhler-Uddeholm praktiziert wird. Je nach Geschäftserfolg des Unternehmens erhält jeder Mitarbeiter einen bestimmten Fixbetrag. Auch auf EU-Ebene sollen die Arbeitszeiten neu geregelt werden. Hier wird u.a. ebenfalls ein Durchrechnungszeitraum von einem Jahr diskutiert, doch soll es den Regierungen der Mitgliedsländer unbenommen bleiben, strengere Regeln zu beschließen.