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Eitelkeit ist auch gut

Von Christina Böck

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Dieser Tage verlor Sinead O’Connor die Contenance. Sie hieß alle, die "Fresse zu halten", die etwas gegen die Neuversion der Charity-Single "Do they know it’s Christmas" zu sagen hätten. Abgesehen von O’Connors legerer Auslegung von Meinungsfreiheit ist es interessant, dass Bob Geldofs Weltverbesserungsansinnen immer wieder so viele Kritiker auf den Plan bringt. Ziemlich genau 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Weihnachtshits haben sich erneut Popgrößen (etwa die Boyband One Direction und Schmuseneuling Sam Smith) mit Bob Geldof und dem unvermeidlichen Bono vereint, um bei aller Weihnachtsstimmung darauf hinzuweisen, dass nicht überall in der Welt das korrekte Mischverhältnis im Punsch das vorrangigste Problem ist.

Praktischerweise bietet sich auch heuer in Afrika ein Krisenherd an, und so sammelt man zum Jubiläum Spenden gegen Ebola. Popsängerin Lily Allen erklärte ihr Fehlen im BandAid30-Chor damit, dass sie die Single "arrogant" finde. Ein liberianischer Kritiker meinte, das Lied sei zynisch, weil die meisten Ebola-Opfer Muslime seien. Die fundierteste Kritik brachte der deutsche TV-Satiriker Jan Böhmermann vor, allerdings an der deutschen Version der Wohltätigkeitsmusik, die Campino von den "Toten Hosen" orchestriert hat. Sicher recht hat er damit, dass schon lange nicht mehr klar ist, wer bei solchen Werbe-Aktionen wem mehr Aufmerksamkeit bringt. Bisschen hart, wenn auch anschaulich ist seine Aussage, dass das Geld, das die Single einbringe, ungefähr so zuverlässig in Westafrika ankomme, wie wenn man es eigenhändig von Gibraltar aus hinüberschupft.