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Rücktrittsaufforderungen seitens der FPÖ und der ÖVP hagelte es auf SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal, der in der Sondersitzung des Nationalrates in Richtung der Koalitionsfraktionen gemeint hatte: "Es ist Ihnen unbenommen, den Nationalsozialisten nachzutrauern." Nach einer über einstündigen Sitzungsunterbrechung entschuldigte sich Broukal, die Rücktrittsaufforderungen blieben aber aufrecht.
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Gleich nach der Bemerkung Broukals tobten die Parlamentarier in den Reihen von ÖVP und FPÖ. ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer eröffnete den Reigen der Rücktrittsaufforderungen gefolgt von FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner, der eine Situzungsunterbrechnung verlangte, die vom Dritten NR-Präsidenten Thomas Prinzhorn, der Broukal zuvor noch einen Ordnungsruf erteilte, eingeleitet wurde.
Der geschäftsführende SPÖ-Klubchef Josef Cap hatte noch zu relativieren versucht: Niemandem werde vorgeworfen, gemeinsame Sache mit den Nationalsozialisten zu machen. Auch werde niemandem in dem Haus vorgeworfen, dass er Sympathien für den Nationalsozialismus hätte - "und schon gar nicht der ÖVP".
Thema vor Broukals Rede waren wieder einmal die Sanktionen und ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasingers Zwischenruf - "Sind Sie jetzt für die Sanktionen oder dagegen? Sind sie jetzt für das Champagner-Trinken von Gusenbauer oder dagegen?" - veranlasste Brokal schließlich zu der Aussage: "Also ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wenn ich an einem 5. Mai entscheiden muss, ob ich mit einer Bande Neo-Nazis vor den Heldenplatz in Wien ziehe oder mit einem französischen Politiker für die endgültige Befreiung Europas vom Nationalsozialismus mit Champagner anstoße, dann sage ich Ihnen: Her mit dem Champagner Glas! Es ist Ihnen unbenommen, dem Nationalsozialisten nachzutrauern, aber es ist unser Privileg, die Befreiung Europas auch heute noch als denkwürdiges Ereignis zu feiern!" Die Regierung habe er nicht gemeint, sondern LH Jörg Haider.
Die Präsidiale verurteile die Unterstellung Broukals. "Diese Äußerung ist inakzeptabel. Niemand im Hohen Haus trauert dem Nationalsozialismus nach", betonte Nationalrats-Präsident Andreas Khol.
Nach einer mehr als einstündigen Sitzungsunterbrechung entschuldigte sich Broukal: "Es tut mir leid." Er habe Dinge gesagt, "die man Ihnen gegenüber nicht sagen darf". Molterer blieb auch nach der Entschuldigung bei seiner Rücktrittsaufforderung. Das sei"unentschuldbar".