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Eklat um den Wahlkampfstart des Ulivo-Kandidaten Rutelli

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Noch steht der Termin für die italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr nicht fest und schon zeigt sich der Wahlkampf von seiner schlimmsten Seite. Zum Auftakt der Wahlreise des Spitzenkandidaten des Mitte-Links-Bündnisses Ulivo, Francesco Rutelli, der Ende der Vorwoche in Triest stattfand, stellte sich der Bürgermeister von Treviso, Giancarlo Gentilini, mit Aussagen ein, vor denen sogar manchen Parteifreunden graust.


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Gentilini, der schon früher seinen damaligen Bürgermeisterkollegen aus Rom am liebsten in den Tiber geschmissen hätte, vergriff sich arg im Ton während Rutelli mit dem Bürgermeister von Triest, Riccardo Illy, und seinem designierten Vizepremier, Justizminister Piero Fassino, von der nördlichen Adria-Hafenstadt mit seinem Wahlkampfsonderzug zu der Tour aufbrach, die ihn über 5.200 Kilomter durch die ganze Apenninenhalbinsel führen soll. "Rutelli und sein Gefolge von der Mitte-Linkskoalition sind schon im Todestrakt" tönte der Lega-Bürgermeister von Treviso und fügte hinzu: "Rutelli wird enden wie die Kaninchen: Bei uns nehmen wir sie bei den Ohren und dann strecken wir sie mit einem festen Schlag hin. Rutelli und die seinen schicken wir ins Exil, von wo sie nicht mehr zurückkommen werden."

Ministerpräsident Giuliano Amato hat seinen Innenminister Enzo Bianco beauftragt zu überprüfen, ob die Aussagen Gentilinis rechtfertigen, dem Staatspräsidenten die Erhebung oder Suspendierung vorzuschlagen.

Während sich Oppositionschef Silvio Berlusconi in Schweigen hüllt, hat er doch eben erst das Listenbündnis mit Umberto Bossis Lega zustandegebracht, mit dem er die Wahlen gewinnen will, meinte sein Fraktionsvorsitzender im Senat, Enrico La Loggia, dass der Bürgermeister einen unglückliche Metapher gewählt habe.

Man muss lernen, ruhig zu sein, sonst arbeitet man gegen die Lega, meinte selbst der wortgewaltige Lega-Chef Umberto Bossi, der aber im übrigen seinen Parteifreund als eine tapfere Person bezeichnet. Und Gentilini, der sich selbst als "Lehrer Jörg Haiders" bezeichnet, hält sich derzeit an das Schweigegebot, gibt keine Interviews und lässt nur seinen Pressesprecher auftreten, "um nicht instrumentalisiert zu werden und einen Verfassungsfall zu schaffen".

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Haiders Weihnachtsgabe an den Vatikan, der Christbaum aus Kärnten, sorgt in Italien weiter für Aufsehen. Unbekannte versuchten in der Nacht auf Dienstag in der süditalienuischen Kleinstadt Acerra den Baum in Brand zu setzen. Zuvor hatten Mitglieder der "Rifondazione comunista" gegen die Aufstellung des Baumes protestiert. Der Vatikan hatte den Baum dem Bischof von Acerra geschenkt, der um die Tanne gebeten hatte. Der Bischof antwortete somit auf den Appell eines jungen Unternehmers, Besitzer der einzigen Papierfabrik Süditaliens, die ausschließlich Recycling-Papier herstellt. Die Tanne war am Samstag außerhalb von Acerra auf einem Grundstück aufgestellt, auf dem eine Müllverbrennungsanlage errichtet werden soll. Der Christbaum aus Kärnten soll zum Symbol eines neuen ökologischen Bewusstseins gegen die Verbrennungsanlage werden. Der Bischof, der die Tanne segnete, unterstützt die Initiative gegen die Verbrennungsanlage.