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Eklat um Solidaritätsspiele

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Iran fällt als Veranstalter aus. | Streitpunkt "Persischer Golf". | Neuer Schauplatz noch offen. | Teheran/Paris. Es hätte ein Vorzeigeprojekt im internationalen Sport werden sollen. Nun müssen die bereits fertigen T-Shirts und Medaillen weggeschmissen werden. Auch die komplette Veranstaltung muss neu geplant werden. Die Rede ist von den Islamischen Solidaritätsspielen.


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Das ist eine internationale Sportveranstaltung von Ländern, in denen der Islam als Religion praktiziert wird. Ausgetragene Sportarten bei der erstmals 2005 in Saudi Arabien stattgefundenen Veranstaltung sind beispielsweise Leichtathletik, Schwimmen, Basketball, Fußball, Handball und Wrestling. Die islamischen Spiele werden veranstaltet, um die Beziehung zwischen den 57 Nationen der Islamischen Konferenz zu festigen und ihre Freundschaft zu demonstrieren.

Von Letzterer ist nicht viel übrig, denn es herrscht seit Samstag Eiszeit zwischen dem Iran, geplanter Veranstalter der diesjährigen zweiten Spiele, einerseits und den arabischen Staaten andererseits. Der Grund dafür: Die Bezeichnung "Persischer Golf".

Weil die Führung in Teheran auf sämtlichen die Veranstaltung betreffenden Sportartikeln wie Medaillen, Broschüren und Trikots den Ausdruck "Persischen" und nicht "Arabischen" Golf für die Meeresbucht zwischen dem Iranischen Plateau und der Arabischen Halbinsel auf dem Logo verwendet hat, darf der Iran die Spiele nicht austragen. Das entschied der von Saudi-Arabien geführte Bund, der die Sportveranstaltung organisiert.

Eskalation eines Streits

"Der Iran hat einseitige, mit den anderen Ländern nicht abgesprochene Maßnahmen gesetzt und das Logo der Veranstaltung verändert", empörte sich der Generalsekretär der Spiele, Al Mohammad Qazdar am Wochenende. In dieser Woche folgte dann der Eklat. Die Antwort aus Teheran ließ nämlich nicht lange auf sich warten: Die Angelegenheit veranlasste sogar zwei der fünf mächtigsten Männer im Land, Ex-Präsident Ali Hashemi-Rafsanjani und Außenminister Manouchehr Mottaki, eine klare Stellungnahme abzugeben. "Das Logo und die Bezeichnung sollten korrekt wiedergegeben werden, basierend auf internationalen Normen und Regeln, die auch die Vereinten Nationen akzeptieren. Die Verantwortlichen hatten also kein Recht, in dieser Sache einzugreifen", sagte Mottaki am Mittwoch vor Journalisten. "Der Persische Golf heißt seit jeher so, und das wird sich auch nicht ändern", ergänzte Rafsanjani.

Dahinter steckt ein alter Streit der Länder Saudi Arabien, Kuwait, Qatar, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Irak und Iran: Die Araber nennen diesen Wasserweg seit jeher "Arabischer Golf" und halten die andere Bezeichnung für beleidigend.

Die Perser wiederum beharren auf ihrer Bezeichnung. Maßgebend ist auch die Angst der sunnitischen Araber, der Iran könnte seine regionale schiitische Vormachtstellung noch weiter über den Irak, Syrien, den Libanon und die Palästinensergebiete ausbauen. Als weitere Gründe für die Entscheidung gegen Teheran wurde der Streit um die Übertragungsrechte im Fernsehen und über die Präventionsmaßnahmen gegen die Schweinegrippe genannt. Der neue Austragungsort ist noch nicht bekannt.