UN-Führung gegen Dämonisierung durch US-Medien. | Bolton: "Schwerster Fehler" der UNO überhaupt. | New York (dpa) Wenn der amerikanische UN-Botschafter John Bolton wütend ist - und er ist ziemlich oft wütend -, dann lässt er diplomatische Gepflogenheiten leicht außer Acht und sagt einfach das, was er denkt. Zum Beispiel, dass es schlicht "unzulässig" ist, wenn die Vereinten Nationen die USA kritisieren. Und dass die UNO bei Zuwiderhandeln "sehr großen Schaden" befürchten muss. Und dass UNO-Generalsekretär Kofi Annan ganz schnell seinen Stellvertreter Mark Malloch Brown "zur Ordnung rufen" muss, weil der sich eben diese Dreistigkeit herausgenommen hat.
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Malloch Brown, ein Brite, hat gesagt, dass die Weltorganisation in den US-Medien vielfach als korruptes Instrument zur Schädigung amerikanischer Interessen dargestellt wird. Malloch Brown nannte als Beispiel Rupert Murdochs Sender Fox News und den Kult-Moderator Rush Limbaugh, der die UNO verteufelt, aber den Folterskandal von Abu Ghraib damit entschuldigt, dass die US-Soldaten nur "etwas Spaß gehabt" hätten.
Annan stützt seinen Vize
Bebend forderte Bolton von Annan eine Abstrafung Malloch Browns. "Ich kenne Sie jetzt seit 1989", hielt er ihm vor, "und ich sage Ihnen, das hier ist der schwerste Fehler eines führenden UNO-Funktionärs, den ich in der ganzen Zeit erlebt habe." Als Annan seinem Vize daraufhin auch noch Recht gab, reagierten Vertreter konservativer amerikanischer Medien fassungslos: "Aber Sie haben doch gesehen, wie verärgert Botschafter Bolton ist?", fragte einer. Der ganze Streit ist Ausdruck einer vergifteten Atmosphäre bei der UNO. Seit seiner Ankunft vor knapp einem Jahr droht Bolton der Organisation ständig mit der Sperrung amerikanischer Beiträge, falls sie nicht das tut, was Amerika will. Schließlich bringe sein Land als größter Beitragszahler auch "die größten Opfer". Die USA finanzieren die Vereinten Nationen zu einem Fünftel, doch die Leute von Kofi Annan erinnern gern daran, dass der gesamte UNO-Jahresetat 0,4 Prozent des amerikanischen Verteidigungsbudgets ausmache.
Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright hat einmal gesagt, der UNO-Etat sei "ungefähr das, was das Pentagon alle 32 Stunden ausgibt". Annan und Malloch Brown können nicht begreifen, dass die Weltorganisation den USA so wenig wert ist. Dass sie sich dabei deutlicher ausdrücken als früher, liegt wohl daran, dass beide zum Jahresende ausscheiden. Sie haben wenig zu verlieren.