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Eklatanter Mangel an guten Facharbeitern in der Slowakei

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Wirtschaft

Firmen müssen zuviel in die Ausbildung investieren. | Außenhandelskammern sinnen | auf Abhilfe. | Pressburg. Noch wird die Slowakei unter westeuropäischen Unternehmern als Renner gehandelt, wenn es um wirtschaftliche Expansion geht. Doch allmählich zieht eine leichte Bewölkung am gerade so strahlenden Investitionshimmel auf. Grund dafür ist bemerkenswerterweise nicht der kritisch beäugte Regierungswechsel im Sommer, sondern ein Mangel an qualifizierten Facharbeitern.


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Das geht jedenfalls aus einer Stimmungsabfrage unter Investoren hervor, die jetzt von der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer (DSIHK) in Pressburg vorgelegt wurde.

Das sei ein "Warnsignal", sagt DSIHK-Geschäftsführer Michael Kern. Die Slowakei lebe bei den Facharbeitern gewissermaßen aus der Vergangenheit, und dabei sei dies einmal ein wichtiger Standortfaktor gewesen.

Konstruktive Ideen

Die Deutschen sind nicht allein mit diesen Sorgen. So ist etwa auch aus dem Umfeld des französischen Automobilherstellers PSA Peugeot Citroen zu vernehmen, dass dort zuviel Ausschuss produziert werde, weil es an gewissen Fertigkeiten der Arbeitskräfte hapere.

Michael Kern will es nicht bei bloßen Klagen belassen. Zusammen mit seinen österreichischen und französischen Kollegen hat er ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem konstruktive Vorschläge für die Praxis der Betriebe entwickelt werden sollen. Davon sollen offenbar vor allem Mittelständler profitieren, wenngleich sich Kern zu Einzelheiten noch bedeckt hält.

Zurzeit ist bei der Ausbildung von Facharbeitern in der Slowakei Eigeninitiative gefragt, weil es so gut wie keine öffentlichen Angebote gibt. Die Betriebe bilden intern aus oder schicken ihre Beschäftigten auf private Akademien. All das bedeutet vor allem für kleinere Unternehmen eine überdurchschnittlich hohe finanzielle Belastung, wodurch die Attraktivität einer Auslandsinvestition deutlich gemindert wird.

Fehlinvestitionen

Die aktuellen Probleme wurzeln offenbar in fehlgeschlagenen Initiativen der früheren Regierung von Mikulás Dzurinda. Damals sollte die Ausbildung von Facharbeitern durchaus forciert werden. Die Berufsschulen erhielten einen bestimmten Betrag je ausgebildeter Arbeitskraft. Sie investierten diese Gelder aber zumeist nur in Berufe wie Kellner. Dort entstanden ihnen nämlich keine Kosten durch die Anschaffung von Maschinen, wie es zum Beispiel bei der Ausbildung von Fräsern der Fall gewesen wäre.