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Elektro-Diensträder auf dem Vormarsch

Von Michael Ortner

Wirtschaft
E-Bikes werden zunehmend auch für Unternehmen interessant.
© getty images/Henglein and Steets

Immer mehr Unternehmen satteln auf E-Bikes um. Das Firmenauto werden die Räder aber nicht verdrängen.


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Sie sind schnell, gesund und emissionsfrei: Der Trend zu E-Bikes hält an. Weite Distanzen sind mit den "Pedelecs", wie sie offiziell genannt werden, kein Problem mehr. Und wer ein E-Bike beruflich nutzt, weiß, wie angenehm die Ankunft im Büro ohne verschwitztes Hemd ist. Die Fangemeinde wächst stetig: Der Marktanteil hat sich seit 2016 fast verdoppelt. 170.000 E-Bikes wurden vergangenes Jahr verkauft - so viele wie noch nie.

Doch nicht nur im privaten Bereich sind E-Bikes auf dem Vormarsch. Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial. Sie schaffen die Räder als umweltfreundliche Alternative für ihre Mitarbeiter an. Das Einsatzgebiet ist groß: von der Fahrt zum Büro bis zum Pendeln zwischen Unternehmensstandorten. Gerade im urbanen Bereich bietet es den Vorteil, schneller damit am Ziel zu sein als mit allen anderen Verkehrsmitteln. Außerdem entfällt die lästige Parkplatzsuche.

Attraktiv sind E-Bikes für Unternehmen vor allem aber deshalb, weil sie der Staat seit Jahresbeginn fördert. Im Juli wurde der Bonus sogar verdoppelt. Seither gibt es ab zehn E-Bikes pro Rad 200 Euro Zuschuss, pro Lasten-E-Bike 600 Euro. Zudem ist das Dienst-Elektrorad vorsteuerabzugsfähig und auch die Privatnutzung ist vom Sachbezug befreit.

Man wolle den Unternehmen Anreize geben, ihren Fuhrpark auf E-Auto und E-Bike umzustellen, heißt es von der Kommunalkredit, die die Förderungen betreut. 2019/2020 wurden bisher rund 400 Projekte mit 4.300 E-Bikes und Lasten-E-Bikes gefördert. Zwei Drittel von wurden bereits genehmigt und ausbezahlt. Eine Bedingung ist, dass die Fahrräder überwiegend betrieblich genutzt werden. Laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) fragen Unternehmen im Sportfachhandel vermehrt Jobräder für ihre Mitarbeiter an.

Davon profitiert Niclas Schubert. Er führt das Unternehmen Movelo aus Bad Reichenhall, das E-Bike-Flottenlösungen für Unternehmen anbietet. Schubert bemerkt ein steigendes Interesse am E-Bike. "Große Unternehmen haben ein sustainable budget zur Verfügung, das müssen sie auch ausgeben. Das E-Bike spielt dabei eine große Rolle", sagt er zur "Wiener Zeitung". Dennoch kommt der E-Bike-Boom im B2B-Bereich verzögert an. "Es geht darum, die Fuhrparkmanager zu überzeugen, dass das E-Bike ein ernst zu nehmendes Verkehrsmittel ist", sagt Schubert.

Komplettpaket für Firmen

Movelo bietet die E-Bikes in zwei Varianten zum Leasing an: als Rad mit Schlüssel oder als Sharing-Variante mit App. Die Räder werden von Movelo zugekauft und mit der jeweiligen Farbe und Branding des Unternehmens ausgestattet. "Wir liefern die Räder samt Abstellplatz und Ladestation aus und kümmern uns auch um Versicherung und Reparatur", sagt Schubert. Mit 499 Euro im Monat muss ein Unternehmen rechnen, wenn es sich fünf E-Bikes samt App und Abstellplatz anschaffen will.

Schubert hat auch die Immobilienwirtschaft als potenziellen Kunden entdeckt. "Immer mehr Immobilien - egal ob Gewerbe oder privat - bieten auch integrierte Mobilität an", sagt er. Dort, wo neue Wohnungen entstehen wird auch gleich ein kleiner Fuhrpark mit vier bis sechs E-Bikes und Lastenrädern installiert, die alle Bewohner nutzen können.

Mit seinen 35 Mitarbeitern setzt Movelo rund vier Millionen Euro um. Das Ziel von 3.000 E-Bikes wurde heuer erreicht. 2021 sollen es nochmal 1.000 E-Bikes mehr werden.

In Deutschland konnte Movelo bereits große Konzerne wie Volkswagen und die Allianz von ihrem Konzept überzeugen. Durch die geografische Nähe zu Österreich streckte die Firma ihre Fühler auch nach Österreich aus. Das Personal des Kepler Universitätsklinikums (KUK) in Linz fährt bereits seit 2017 mit den Rädern von Movelo. Das KUK stellt seinen Mitarbeitern 14 Räder sowohl für die Arbeit als auch privat kostenlos zur Verfügung. Sie können per App gebucht werden - wenn denn gerade eines frei ist. Momentan seien sie "durchgehend ausgebucht", wie es heißt.

Zum Kundenkreis von Movelo zählen auch Porsche Salzburg und die Sparkasse Oberösterreich. Mit rund 100 Hotels österreichweit laufen Leasing-Verträge Elektroräder. Derzeit laufen Gespräche, auch den Fuhrpark der Tiroler Gemeinden mit E-Bikes auszurüsten.

Elektrofahrräder boomen. Doch ändern sie auch nachhaltig die Mobilität der Gesellschaft? Die CO2-Emissionen im Verkehr sind im Vorjahr zum fünften Mal in Folge gestiegen. Arbeits- und Dienstwege sind für mehr als die Hälfte des Pkw-Verkehrs auf den heimischen Straßen verantwortlich. Dabei sind 57 Prozent der Arbeitswege kürzer als 10 Kilometer - also eine Reichweite, die gut mit dem E-Bike zu bewältigen wäre. Movelo-Geschäftsführer Schubert sieht das Ende der Firmenautos noch nicht nahen. "Unsere Idee ist nicht, alle Autos zu verdrängen, sondern den Fuhrpark damit zu ergänzen."

Gesundheit vor Umweltschutz

Ein Anruf bei Worthington Industries in Kienberg. Am Standort in Niederösterreich fertigt das US-Unternehmen Stahl- und Hochdruckbehälter. Von den 383 Mitarbeitern nutzen 136 - also rund ein Drittel der Belegschaft - ein Firmen-E-Bike. Das Unternehmen zahlt 20 Euro pro Monat für das geleaste Rad des österreichischen Anbieters Velocitee, die Mitarbeiter übernehmen jeweils 30 Euro. "Die Aktion hat unglaublich eingeschlagen", sagt Ferdinand Mayrhofer von der Finanzleitung bei Worthington Industries.

Das vorrangige Ziel war allerdings nicht die Einsparung von CO2-Emissionen, sondern die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. "Der ein oder andere nutzt das E-Bike auch für den Weg in die Arbeit. Aber E-Bikes sind kein Ersatz für Firmenwagen", sagt Mayrhofer. Der Standort liegt in einer bergigen Gegend. Die Distanz zur Firma sei für viele Mitarbeiter zu groß. Viele würden über eine Stunde zur Arbeit pendeln. "Am Land geht es eben nicht ohne Auto", sagt er.