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IV-Bildungskonzept: zwei kostenlose verpflichtende Kindergartenjahre, Ausbildung auf Uni-Ebene und mehr Gehalt für Kindergartenpädagogen.
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Wien. "Kindergartenpädagogen tragen mehr Verantwortung und sind viel wichtiger als etwa Lehrer in der AHS-Oberstufe": Georg Kapsch, Chef der Industriellenvereinigung (IV), bricht mit diesen Worten eine Lanze für die Kleinkindpädagogik. Gemeinsam mit Therese Niss, Vorsitzenden der jungen Industrie, hat er am Dienstag das IV-Konzept zur Elementarpädagogik vorgestellt, als vierten Teil des IV-Bildungsplans.
Demnach sollen Vier- bis Sechsjährige zwei verpflichtende Gratis-Kindergartenjahre im Ausmaß von mindestens 20 Stunden an vier Tagen pro Woche besuchen. Davor sollen die Elternbeiträge sozial gestaffelt, langfristig soll die gesamte Krippen- und Kindergartenzeit gratis werden. Die Kosten dafür sollen kein Problem sein, wenn eine Umschichtung der Familientransfers von Geld- auf Sachleistungen erfolge, sagt Kapsch.
Im letzten Kindergartenjahr soll mit der Volksschule eng kooperiert werden, zu mehr Bürokratie soll das aber nicht führen: "Man wird keine Protokolle schreiben." Auf langfristiger Sicht soll die Trennung der beiden Eirichtungen wie in der Schweiz aufgehoben werden. Zudem soll das Gehalt der Kindergartenpädagogen an jenes der Lehrer anpassen. Die IV sieht ein Akkreditierungsverfahren für Trägereinrichtungen vor, dessen Absolvierung Voraussetzung für eine öffentliche Finanzierung ist. Die Pädagogen wären beim jeweiligen Träger - etwa einer Gemeinde oder einer privaten Einrichtung - angestellt und würden ein einheitliches Entlohnungsschema haben, das sich an jenem der Lehrer orientiert.
Ausbildung auf Uni-Ebene
Zudem soll die Ausbildung der Kindergartenlehrer auf Uni-Ebene angehoben werden: Die Voraussetzungen wären demnach ein Masterabschluss für die Kindergartenleitung, Bachelor für Gruppenleiterinnen. Doch Kapsch warnt vor einem "Akademisierungswahn": Für Kindergartenassistentinnen sei eine Ausbildung auf tertiärer Ebene nicht erforderlich.
Auch Niss spricht sich für eine Ausbildung auf Uni-Ebene aus, um die pädagogische Qualität in den Kindergärten zu verbessern: "Wenn die Absolventen aus der Bakip kommen, sind sie noch sehr jung, und oft fühlen sich für den Beruf noch nicht bereit." Außerdem will sie mehr Männer in den Beruf bringen, "denn hier sind wir absolutes Schlusslicht": Derzeit sind nur 1,4 Prozent der Kindergartenpädagogen Männer, in Dänemark sind es 15 Prozent und in Deutschland immerhin 3,5 Prozent.
Die Qualität des Kindergartens dürfe nicht vom Wohnort abhängen, so Niss, doch derzeit haben neun verschiedene Bundesländer neun verschiedene Rahmenbedingungen und Bezahlungssysteme. Künftig soll ein Bundesrahmengesetz etwa die Qualifikation der Mitarbeiter, Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen, Öffnungszeiten und Richtlinien zur Mittelvergabe regeln. Daher sollte Elementarpädagogik in die Kompetenz des Bundes wandern, wobei dies "keine Nivellierung nach unten" bedeuten dürfe, so Niss. All diese Maßnahmen sollen den Stellenwert des Berufs steigern und damit die Personalknappheit im Kindergartenbereich bekämpfen. "Es ist eine Wohltat zu hören, dass der Kindergarten als Bildungseinrichtung anerkannt wird", sagt Irmgard Slovacek von den Wiener Kindergärten. "Doch die Knackpunkte werden nur peripher gestreift: Die Personalknappheit gibt es nur, weil die Rahmenbedingungen wie Bezahlung und Gruppengröße nicht stimmig sind." Doch hier sei derzeit "Vieles im Umbruch". Die Stadt Wien arbeitet derzeit etwa an einer Besoldungsreform.