Gesundheitsökonom Köck sieht in Elga einen zentralen Baustein des Systems.
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Wien.
Nach langen Verhandlungen und großem Widerstand der Ärztekammer hat der Nationalrat am Dienstag die Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga) beschlossen. Eine namentliche Abstimmung ergab 102 Stimmen für Elga, 69 waren gegen Elga. Zwei Abweichler von der Klubmeinung gab es: ÖVP-Abgeordnete Karin Hakl stimmte dagegen, der grüne Gesundheitssprecher Kurt Grünewald, selbst Arzt, dafür.
Gesundheitsminister Alois Stöger pries Elga als "großen Meilenstein". Es bringe einen "gewaltigen Schritt im Datenschutz", denn "nur der Arzt, dem Sie vertrauen, kann auf Ihre Gesundheitsdaten zugreifen". Die Qualität im Gesundheitswesen werde gestärkt, die Versorgung optimiert. Auf die massive Kritik der Ärzte ging der Minister indirekt ein - indem er sich bei jenen Ärzten bedankte, "die mir in den letzten Tagen dazu gratuliert haben".
Auf Elga sollen künftig alle Befunde, Medikamente, Spitalsaufenthalte und Arztbesuche festgehalten werden. Spätestens Ende 2013, Anfang 2014 sollen alle Patienten Zugang zu Elga haben (Patienten können sich auch gegen die Teilnahme an Elga entscheiden), ab 2015 müssen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen teilnehmen, ab 2016 alle Vertragsärzte und Apotheken und ab 2017 die Privatkrankenanstalten. 2022 folgen mit Respektabstand die Zahnärzte. Die Daten bleiben dezentral gespeichert und werden über Elga zusammengeführt.
"Elga ist von zentraler Bedeutung für jede effizienzgesteuerte Verbesserung des Gesundheitssystems", erklärte Gesundheitsökonom Christian Köck zur "Wiener Zeitung". Derzeit liege die Zusammenführung einzig beim Patienten selbst, weshalb auch kein Arzt wisse, was der andere tue. "Die Zusammenführung der Daten und Befunde ist ein absolutes Muss", sagte Köck und sieht Österreich da in einer Nachzüglerposition. Mit dem nunmehrigen Beschluss erfolge "ein Schritt von der Eisenzeit in die Moderne". Köck erwartet, dass die Ärzte, die sich erfahrungsgemäß gegen Neuerungen im System wehren, mit der Zeit ein Einsehen haben, dass das eine gute Sache sei.
Was die Vielzahl der in Elga verwalteten Daten angehe, müsse man eine praktikable Lösung - ein gutes Suchsystem - finden. Dabei werde man auf Praktikabilität achten müssen, aber eines sei klar: "Jetzt muss man es umsetzen." Was das Argument der Ärzte betrifft, dass künftig weniger Zeit für den Patienten zur Verfügung stehe, weil die Ärzte in der elektronischen Akte lesen müssten, sagte Köck: "Die Ärzte werden gut daran tun, sich zu informieren, was mit dem Patienten vorher passiert ist. Nur so kommt es zu einer besseren Betreuung."
Die Schätzungen der Einsparungen durch Elga reichen von 26 Millionen (Ärztekammer) zu 130 Millionen Euro pro Jahr ab 2018. Diese könnten übertroffen werden, wenn die Informationen aus Elga genutzt werden, um effizientere Strukturen zu schaffen, sagte Köck. Elga sei der erste wichtige Baustein für ein effizienteres Gesundheitssystem, der zweite sei eine Konzentration der Leistungen ("Weg mit den kleinen Krankenhäusern") und der dritte mehr Qualität im niedergelassenen Bereich, urteilte der Gesundheitsökonom.