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Elga soll trotz Ärzte-Kritik starten

Von Petra Tempfer

Politik

Ärztekammer-Präsident bemängelt unzureichende Suchfunktion in Befunden.


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Wien. Dass die Elektronische Gesundheitsakte (Elga) prinzipiell eine gute Idee ist, das meint auch die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK). Genauso wie sein Vorgänger Walter Dorner beharrt aber der im Juni gewählte Präsident Artur Wechselberger ebenfalls auf Änderungen, ohne die die ÖÄK Elga nicht zustimmen werde. Das Gesundheitsministerium zeigt sich allerdings nicht gesprächsbereit: Elga soll wie geplant Mitte 2013 starten, Verhandlungen mit der Ärztekammer soll es keine mehr geben. Auch für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger steht einem planmäßigen Start nichts mehr im Wege, wie es auf Anfrage der "Wiener Zeitung" heißt.

Wechselberger warnt jedoch: "Falls Elga tatsächlich unverändert kommt, wird sich das Thema selbst erledigen: Es wäre eine teure Blamage der Republik." Die am Mittwoch präzisierte Kritik der Ärztekammer: Die elektronische Verwertbarkeit der Befunde, also eine effektive Suchfunktion, sei nicht gewährleistet, die "Elga-Dokumentationsarchitektur" noch zu wenig ausgeklügelt. Um mögliche Fehler zu entdecken und Elga optimieren zu können, sei eine Probephase unumgänglich. Weiters sei die Finanzierung noch ungeklärt und: Die Teilnahme an Elga müsse für beide Seiten - Ärzte und Patienten - freiwillig sein.

Für Ärzte verpflichtend

Dafür zeigt man im Gesundheitsministerium kein Verständnis. Nur Patienten sollten die Möglichkeit haben, aus dem System hinauszuoptieren - für Ärzte müsse die Teilnahme zwingend sein. Nur dann mache ein solches System Sinn. Diese Ansicht vertritt auch der Hauptverband: "Nur wenn jeder Arzt teilnimmt, können etwa durch die E-Medikation (ein Teilbereich der Elga, Anm.) mögliche Wechselwirkungen durch Medikamente erkannt werden."

Zur Kritik der ÖÄK, die Finanzierung sei nicht gesichert, meint das Ministerium: Die Kammer wüsste, dass den Ärzten eine Anschubfinanzierung zugestanden werde. Elga soll in Errichtung und Betrieb bis Ende 2017 insgesamt 130 Millionen Euro kosten, ab dann soll es seine Kosten einspielen und jährlich 129 Millionen Euro Kostendämpfung bringen.

Ebenfalls keine Notwendigkeit sieht man im Ministerium für eine Probephase und verbesserte Suchfunktion: "Elga soll kein Fass ohne Boden sein." Nächste Schritte seien - nach Verhandlungen mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner - die Beschlüsse im Ministerrat und Nationalrat.

Wechselbergers Konter: Eine Umfrage bei 15 Krankenanstaltenträgern habe ergeben, dass zurzeit mehr als 90 Prozent gar nicht in der Lage wäre, Elga-fähige Dokumente zu erstellen. In England etwa sei die Elektronische Gesundheitsakte nach der Einführung gleich wieder abgedreht worden, weil das System noch nicht ausgereift war.