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+++ Sachliche und politische Gründe sprachen für Gugging. | Rückzug der Initiatoren gefährdet das gesamte Projekt.
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Der "Schnellschuss" gegen den Anton Zeilinger und Peter Schuster gewettert hatten, ist erfolgt. Die beiden Physiker waren gegen die Standortwahl für das Projekt "University of Excellence". Die Bundesregierung hat aber rasch entschieden, was auch rasch den Vorwurf "Speed kills" entstehen ließ.
Niederösterreich hat sich mit dem Standort Gugging für das "Austrian Institute of Advanced Science and Technology" (Aist) gegen Oberösterreich, die Steiermark und Wien, das in letzter Minute noch eine Offensive für das Flugfeld Aspern eingeleitet hatte, durchgesetzt.
Sachlich ist der Beschluss nachvollziehbar. Das niederösterreichische Angebot lag mit einer Zusage von 178 Millionen Euro um 58,5 Millionen über dem Wiener Angebot. Die ersten Räumlichkeiten können bereits im Herbst 2006 bezogen werden, in Wien hätte man mit einer Zwischenlösung leben müssen. Der Standort im Wienerwald scheint landschaftlich attraktiver als der flache Osten Wiens. Und so weit weg von der Großstadt ist Gugging auch wieder nicht (in der NS-Zeit reichte "Groß-Wien" sogar bis dorthin). Jedoch ist die Verkehrsanbindung nach Wien sicher schlechter als in Aspern, auch wenn sich hier einiges verbessern lässt.
Dass außer in Klosterneuburg, zu der Gugging gehört, und in Niederösterreich wenig Freude über den Beschluss auszumachen ist, hat mehrere Gründe. Das Projekt "Elite-Uni" hatte immer viele Gegner. An den alten Unis sah man in ihr einen privilegierten Konkurrenten um budgetäre Mittel. Bestimmte politische Kreise, darunter die Österreichischen Hochschülerschaft, finden anscheinend jede Art von "Elite" suspekt. Und logischerweise sind auch die nicht zum Zug gekommenen Mitbewerber enttäuscht.
Es liegt nahe, dass die SPÖ den Vorwurf erhebt, das ÖVP-geleitete Bildungsministerium habe das ÖVP-regierte Niederösterreich gegenüber dem roten Wien bevorzugt. Aber ebenso ist der Eindruck, Wien habe ein mittelmäßiges Angebot gemacht und sich in der Sicherheit gewiegt, die ÖVP werde sich einem solchen Vorwurf nicht aussetzen wollen, nicht ganz von der Hand zu weisen.
Jedes derartige neue Projekt braucht Leute, die es mit Feuer und Flamme als ihre Idee verwirklichen wollen. Doch genau diese Köpfe, Zeilinger, Schuster und Arnold Schmidt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, haben auf die Entscheidung mit ihrem Rückzug aus dem Projekt reagiert. Sie orten "eine vorschnelle Entscheidung zugunsten einer suboptimalen Lösung".
Ihr Aufschrei, zum erfolgreichen Aufbau einer solchen Einrichtung auf höchstem internationalem Niveau sei Übereinstimmung mit der Wissenschaft und ein breiter politischer Konsens bei allen wichtigen Entscheidungen nötig, verhallte ungehört. Jetzt wankt das ganze Projekt.