Tierische Lautäußerungen können komplexer sein, als bisher angenommen.
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Wien. Erstmals konnten Wissenschafter der Universität Zürich nachweisen, dass Tiere mit noch kleineren Lauteinheiten als Silben kommunizieren. So ist der Ruf der Zebramanguste - ein in den Savannengebieten südlich der Sahara lebendes Kleinraubtier - solchermaßen strukturiert, dass man ihn auch mit dem Vokal- und Konsonantensystem der menschlichen Sprache vergleichen kann.
Die Tiere verfügen damit über eine besonders ausgeprägte Sprachfertigkeit und können allein mit einer Einzelsilbe Auskunft über ihre Identität und ihre aktuelle Tätigkeit geben.
Denn im Gegensatz zum Menschen können Tiere üblicherweise aufgrund ihrer Anatomie nur eine beschränkte Anzahl von unterscheidbaren Lauten und Rufen erzeugen. Wie es die Verhaltensbiologen zum Beispiel von Walen oder Vögeln kennen, bilden diese ihre Gesänge, indem kleinere Lauteinheiten - sogenannte Silben oder Phonocodes - zu immer wieder neuen Anordnungen gereiht werden. Menschen hingegen strukturieren ihre Sprache mit Unterstützung von Vokalen und Konsonanten.
Auch von einsilbigen Lauten wie etwa Kontakt- oder Alarmrufe hat man bisher angenommen, dass hier ein Kombinieren von Strukturen nicht der Fall ist.
Die beiden Verhaltensforscher Marta Manser und David Jansen von der Universität Zürich belegen hingegen, dass die einsilbigen Rufe der Zebramangusten sehr wohl Strukturen aufweisen. Das beinhaltet auch die Möglichkeit, den Artgenossen gleich mehrere Informationen zukommen zu lassen. Die Zebramangusten stellten damit erstmals ihre Sprachfertigkeit unter Beweis.
Die Untersuchungen für diese Verhaltensstudie wurden an frei lebenden Tieren in einer Forschungsstation in Uganda vorgenommen. Die Wissenschafter haben das Verhalten der Mangusten bis ins Detail beobachtet sowie Tonaufnahmen der unterschiedlichen Rufarten schließlich akustisch analysiert.
Bisher wurde dieses Phänomen übersehen
Ein Kontaktlaut der Zebramanguste dauert zwischen 50 und 150 Millisekunden und kann als einzelne Silbe aufgefasst werden, wie die Wissenschafter im Fachjournal "BMC Biology" berichten. Sie konnten auch aufzeigen, dass die einsilbigen Rufe trotz ihrer Kürze mehrere zeitlich getrennte Stimmeinsätze aufweisen. "Das Eingangsgeräusch des Rufes gibt über die Identität des rufenden Tieres Auskunft", erläutert Jansen. Der zweite, mehr klangliche und einem Vokal ähnliche Teil des Rufs verrät die aktuelle Tätigkeit des Tieres.
Die Forscher sind davon überzeugt, dass Zebramangusten nicht die einzige Tierart sind, die diese besondere Sprachfertigkeit mit sich bringt. Manser und ihr Team gehen nämlich davon aus, dass dieses Phänomen bei wissenschaftlichen Untersuchungen bisher schlichtweg übersehen wurde. Denn auch Frösche und Fledermäuse würden Einzelsilben strukturieren, wie das Forscherteam betont.
"Das Beispiel der Zebramangusten zeigt, dass sogenannte einfache tierische Lautäußerungen weitaus komplexer sein können, als man bisher für möglich hielt", erklärt Marta Manser.