Andreas Schieder löst Josef Cap als Klubobmann der SPÖ ab.
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Wien. Es dürfte nur ein kurzer Flirt der SPÖ mit dem Finanzministerium gewesen sein, soviel lässt sich aus der Wahl von Andreas Schieder zum neuen Klubobmann herauslesen. Wenn das je Thema gewesen sein sollte - jetzt ist es das nicht mehr. Denn wen außer dem Volkswirten Schieder, der fünf Jahre Finanz-Staatssekretär war, könnten die Sozialdemokraten in diese Position hieven?
Und das führt unweigerlich zur zweiten Frage: Wo liegt Schieders Zukunft? Zweimal war er Staatssekretär (vor der Wahl 2008 kurz für den öffentlichen Dienst), eine weitere Amtszeit in der zweiten Reihe hätte seine Karriere aber kaum ausgehalten.
Prinzipiell wäre Schieder auch ein Ministerkandidat, allerdings ist da das Ressortangebot der SPÖ hinderlich. Finanzen und Wirtschaft sind wohl fix bei der ÖVP, ebenso das Außenamt, das auch eine Option für Schieder wäre, der schon außenpolitischer Sprecher der SPÖ war. In dieser Hinsicht folgte er seinem Vater, dem kürzlich verstorbenen Peter Schieder nach, der diese Funktion über viele Jahre bekleidet hatte. Das Gesundheitsressort wäre aus anderen Gründen kein Thema, da seine Lebensgefährtin Sonja Wehsely als Stadträtin in Wien für Gesundheitsagenden zuständig ist.
Fachlich versiert,
ohne gröbere Fehler
Mit seinen 44 Jahren fällt Schieder zwar nicht mehr in die Kategorie "Zukunftshoffnung", doch er war in der abgelaufenen Legislaturperiode von der erweiterten Regierung das jüngste SPÖ-Mitglied.
In den nicht sehr häufigen öffentlichen Auftritten gab sich Schieder stets eloquent und fachlich versiert, gröbere politische Fehler sind ihm nicht unterlaufen, eine wesentliche Rolle kam ihm während der vergangenen Jahre bei den diversen Bankenrettungen zu.
Zweifellos eignet sich Schieder für eine Schlüsselposition in der SPÖ, ein innerparteilicher Aufstieg war also logisch. Schieder wurde auch als EU-Kommissar gehandelt, zudem gilt er als möglicher Nachfolger von Michael Häupl als Wiener Bürgermeister.
Vorerst führt Schieders Weg, der in der Sozialistischen Jugend begonnen hat, wieder zurück in den Nationalrat, in dem er bereits von 2006 bis 2008 saß, davor war er neun Jahre im Wiener Gemeinderat tätig. Am Montag wurde Schieder mit knapp 88 Prozent zum Klubobmann gekürt, von Kanzler Werner Faymann erhielt er gleich den Auftrag, die Abgeordneten künftig mehr in inhaltliche Diskussionen einzubinden.
Schieder gilt innerhalb der SPÖ als gut vernetzt, nicht zuletzt durch seine Familie. Dass er innerparteilich anerkannt und durchaus wohlgeschätzt ist, wird ihm in seiner neuen Funktion nützlich sein. Er muss schließlich das Bindeglied zwischen Kanzler und Mandataren geben.
Die Entscheidung für Schieder - beziehungsweise die Entscheidung gegen Josef Cap - kann man jedenfalls als Signal interpretieren. Noch vor einer Woche hätten nicht viele innenpolitische Beobachter diese Rochade erwartet.
Schieder gilt zwar als loyal zu Faymann, aber seine politische Sozialisierung ist doch eine etwas andere. Und ob das Amt des Klubobmanns dafür geeignet ist, sich zu profilieren, ist eine andere Frage.