Bawag: Zynische | Informationspolitik. | Streit um Dokument, in dem Flöttl Verantwortung für Verluste übernimmt. | Wien. Es gab einiges zu lachen am gestrigen 19. Verhandlungstag im Bawag-Prozess. Etwa als Wolfgang Flöttl schilderte, wie Helmut Elsner samt Familie und Hund ("ein schwarzer Labrador namens Monti") bei Flöttl auf den Bahamas urlaubte. Elsner habe sich quasi selbst eingeladen, dafür habe er, Flöttl, ihn sogar mit einem Privatjet einfliegen lassen müssen. Der Jet habe extra auf den Azoren zwischenlanden müssen, da der Hund sich erleichtern musste, so Flöttl. Gelächter unter den Prozessbesuchern.
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Gar nicht amüsant fand das Ex-Bawag-Chef Elsner: Dass er sich selbst eingeladen habe, sei ebenso lächerlich, wie wegen einem Hund einen Flug zu unterbrechen. Bei diesem Karibik-Aufenthalt habe es sich um einen reinen Privat-Urlaub gehandelt. Über geschäftliche Dinge sei nicht gesprochen worden, sagte Elsner. Flöttl erklärte allerdings, damals sehr wohl mit dem Bawag-Boss über die Entwicklung der Geschäfte (Uni-Bonds) gesprochen zu haben.
Auch mit dem Aufsichtsrat der Bawag hatte Elsner, Hauptangeklagter im Prozess um verspekulierte 1,4 Milliarden Euro, nicht über die Uni-Bonds gesprochen. Dazu erklärte er am Mittwoch - fast schon zynisch: "Der Aufsichtsrat hätte nur fragen brauchen, dann hätte er es erfahren." Elsner hielt jedoch daran fest, den Präsidenten des Aufsichtsrat, den ebenfalls angeklagten Günter Weninger, über die neuen Geschäfte, mit denen Verluste von mehr als einer Milliarde Dollar entstanden waren, informiert zu haben. Weninger hatte dies am Dienstag vehement bestritten.
Flöttls "Geständnis"
Die Uni-Bonds waren der letzte Versuch, das finanzielle Desaster, in das die Bawag mit dem Investmentbanker Flöttl gerutscht war, abzuwenden. Allerdings, so Flöttl, sei dann im November 2000 klar gewesen, dass auch diese Geschäfte sehr verlustreich waren.
Im Dezember schließlich unterschrieb der glücklose Börsenspekulant ein Dokument, in dem er die volle Verantwortung für die Verluste auf sich nahm und einräumte, sich nicht an die vertraglich vereinbarten Strategien gehalten zu haben. Dieses - mittlerweile von Flöttl widerrufene - Geständnis sollte laut einem aufgezeichneten Telefongespräch zwischen Elsner und Flöttl, das am Mittwoch vor Gericht abgespielt wurde, vor allem dazu dienen, die Vorstände und Aufsichtsräte der Bawag zu beruhigen. Elsner versicherte Flöttl in dem Gespräch, dass dies für ihn keine rechtlichen Folgen haben würde.
Darüber, wann und von wem dieses Geständnis verfasst wurde, waren sich Elsner und Flöttl ebenso uneinig, wie über den Zeitpunkt und Ort, an dem der Investor den Bankenchef über die endgültigen Verluste informierte. Laut Elsner geschah dies in London, nachdem man Tags zuvor einen sehr geselligen Abend in einem Lustspiel verbracht habe. Wolfgang Flöttl hingegen beharrt darauf, schon zuvor in Wien Elsner über die Verluste informiert zu haben. In London sei es dann nur noch um das Geständnis gegangen. Elsner beharrt jedoch darauf, nach London geflogen zu sein, nachdem man von Flöttl länger nichts mehr gehört habe. Damals habe er die Geschäfte beenden wollen, als Flöttl ihm gestanden habe, "das Geld ist weg".