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Idee für Karibik II stammte von Elsner. | Weninger: "Im ÖGB nicht bekannt". | Wien. Waren die diversen Firmen (Special Purpose Companies, SPC) von Investmentbanker Wolfgang Flöttl, über die die Karibik-Geschäfte abgewickelt wurden, rechtlich und wirtschaftlich selbständige Einheiten? Diese Frage eröffnete am Mittwoch Tag sieben im Bawag-Prozess gegen den Ex-Bankchef Helmut Elsner und acht weitere Angeklagte. Ja, sagte der Finanzprofessor Christian Nowotny damals in einem Gutachten. "Das würde ich nicht ganz so sehen", sagt Flöttl, schließlich sei er bei sämtlichen Firmen der Letztentscheidende gewesen. Die Frage ist deshalb nicht unwichtig, da sie direkt zu der führt, ob es sich bei den Karibik-II-Geschäften ab 1995 um eine Großveranlagung gehandelt hat oder nicht. Dies wäre nicht der Fall, wenn die einzelnen SPCs als eigene Einheiten angesehen würden. Dann wären die Investmentkredite auch nicht aufsichtsratspflichtig gewesen. "Von der Größenordnung her war es sicher eine Großveranlagung", sagte Elsner bei seiner Befragung. Allerdings seien es Kredite mit Wertpapiergeschäften gewesen und solche müssten dem Aufsichtsrat (AR) nicht gemeldet werden. Allerdings habe es eine Selbstverpflichtung des Bawag-Vorstandes gegeben, den AR über die Geschäfte zu informieren. Elsners Nachfolger als Bawag-Chef, der ebenfalls angeklagte Johann Zwettler, erklärte die "Selbstbindung" des Vorstandes, die einen AR-Beschluss für die Wiederaufnahme der Flöttl-Geschäfte vorsah, damit, dass Elsner nach dem Wirbel von 1994 eine gewisse Beruhigung gewünscht habe.
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Eine Familie mit langer Gewerkschaftstradition
Die Wiederaufnahme der Geschäfte - Elsner: "Das war meine Idee" - sei mit dem damaligen AR-Chef Herbert Tumpel besprochen worden. Dieser habe, so Elsner, sicher auch den seinerzeitigen ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch informiert. Eigentlich hätte es jeder wissen können, denn er habe die Wiederaufnahme der Spekulationsgeschäfte mit Flöttl auch im ORF-Mittagsjournal angekündigt. Tumpels Nachfolger als AR-Chef, Günter Weninger erklärte hingegen, weder in seiner ÖGB-Funktion vor 1997 noch über die Medien über die Wiederaufnahme der Geschäfte im Jahr 1995 erfahren zu haben. Auch im ÖGB sei nicht über die Spekulationsgeschäfte gesprochen worden.
Die Bank habe nicht spekuliert, sagte Elsner: "Die Bank hat finanziert." Dass Flöttl so hoch spekuliert habe, sei der Bawag nicht bekannt gewesen und auch nicht gewünscht worden. Flöttl habe immer davon gesprochen, dass das Risiko gering sei. Man habe Flöttl auch deshalb vertraut, da er aus einer sozialdemokratischen Familie mit langer Gewerkschaftstradition kam. Daher habe man nicht damit gerechnet, dass Flöttl irgendwelche Handlungen setzt, die der Gewerkschaft und ihrer Bank Schaden zufügten, so Elsner.
Johann Zwettler versuchte in seiner Einvernahme die Umstände der Wiederaufnahme der Karibik-Geschäfte zu erklären. Als Helmut Elsner 1995 den Posten als Generaldirektor angetreten habe, habe er, Zwettler, seinem neuen Chef mitgeteilt, dass das Betriebsergebnis der Bawag für 1995 laut bankinternen Hochrechnungen um 20 Prozent weniger unter jenem des Vorjahres liegen werde. Zwettler: "Elsner hat gesagt, so können wir nicht antreten." Daher habe man die Geschäftsbeziehungen zu Flöttl wieder aufgenommen.