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Kardiologischer Expertenstreit um die Verhandlungsfähigkeit des Ex-Bankers.
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Wien. Zumindest ein kleiner Erfolg für Helmut Elsner: Seinem Antrag auf Vertagung des zweiten Bawag-Prozesses aus gesundheitlichen Gründen wurde stattgegeben. Noch am Donnerstag hatte der vorsitzende Bawag-Richter Christian Böhm einen Antrag des Ex-Generaldirektors auf Verschiebung seiner Einvernahme abgelehnt, nachdem Gerichtsgutachter Günter Steurer Elsner für verhandlungsfähig erklärt hatte. Am Freitag stellte Elsners Anwalt Jürgen Mertens eine neue Vertagungsbitte, basierend auf einem neuen Ärztebrief der Uniklinik Innsbruck. Deren kardiologischer Leiter Otmar Pachinger widerspricht Steurer darin vehement. Böhm hat daraufhin die für kommende Woche geplanten Verhandlungstage abberaumt.
Elsner befindet sich derzeit in Tirol auf Rehabilitation und "die Ärzte raten dringend davon ab, die Reha zu unterbrechen", wie Elsners Ehefrau Ruth der "Wiener Zeitung" erzählt. Aus ihrer Sicht ist es "ausgeschlossen", dass ihr Mann in nächster Zeit nach Wien reist, denn sein Gesundheitszustand habe sich zuletzt wieder deutlich verschlechtert. "Mein Mann hat Wasser in der Lunge und wird in einer Lungenklinik in der Nähe von Igls behandelt." Dem Vernehmen nach konnte Elsner die Klinik aber schon wieder verlassen. Grund für die Verschlechterung ist laut Ruth Elsner ein verstopfter Bypass. Wenn es nicht gelinge, den Stresspegel herunterzufahren, sei eine zweite Herz-OP unumgänglich.
Elsner kämpft umseine Pensionsabfindung
Dass Elsner unter Stress steht, ist verständlich. Zwar ist er - weil schon im ersten Prozess rechtskräftig zu zehn Jahren verurteilt - im zweiten Strafverfahren um verspekulierte 1,4 Milliarden Euro der Bawag nur Zeuge, allerdings versucht die frühere Gewerkschaftsbank mittels Subsidiarklage die Pensionsabfindung ihres früheren Generaldirektors von mehr als sechs Millionen Euro zurückzuholen. "Es geht letztlich um unser Vermögen", so Ruth Elsner. Deshalb wolle ihr Mann "ordentlich" vor Gericht auftreten können, was nach der Rehabilitation ab dem 20. Juni möglich sei.
Meldungen über den schlechten Gesundheitszustand Elsners werden immer wieder von Berichten über Tanzabende in Nachtlokalen oder Restaurantbesuche konterkariert. So wurde Elsner vor einer Woche in St. Gilgen am Wolfgangsee in einer Pizzeria gesehen - "quietschfidel", wie der "Kurier" schreibt. Für Ruth Elsner ist das alles eine "Menschenhatz". Wenn man Spazieren oder Mittagessen gehe, habe das "mit der Sache doch nichts zu tun".
Für Frau Elsner steht fest: "Mein Mann ist krank." Selbst Gerichtsgutachter Steurer schließe einen "plötzlichen Herztod wegen der Herzerkrankung" nicht aus. Dass er ihren Mann dennoch für verhandlungsfähig erklärt, sei "ein Wahnsinn". Ruth Elsner wirft Steurer vor, für seine Expertise Messwerte aus Patientenbriefen bewusst falsch übernommen zu haben. Daher werde man gegen den Mediziner rechtliche Schritte einleiten.
Verhandlungsfahrplan durcheinandergeschüttelt
Durch Elsners Fernbleiben wird der Verhandlungsplan ordentlich durcheinandergeschüttelt, wären kommende Woche doch vier Verhandlungstage angesetzt gewesen. Am Dienstag wäre die Bawag-Subsidiarklage auf dem Programm gestanden, ab Mittwoch zahlreiche Zeugen, darunter ÖGB-Präsident Erich Foglar geladen gewesen.