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ÖVP-Wien-Chef Juraczka verteidigt Sondermiete für Reiche im Gemeindebau.
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"Wiener Zeitung": Wohlhabende ziehen aus, Gemeindebauten werden Sozialghettos. Das brächten höhere Mieten für Reiche laut SPÖ.Manfred Juraczka: Mieter, die unter 2900 Euro netto verdienen, wären davon nicht betroffen. Der Mittelstand beginnt aber schon weit unter der Grenze. Und der bleibt ja dort. Da kann man nicht vom Ghetto reden.
Was sollten Gutverdiener zahlen?
Einen marktadäquaten Preis. Wir haben die höchste Anzahl an Vormerkscheinen, zeitgleich sitzt ein Peter Pilz im Gemeindebau, der es nicht nötig hat.
Sie kalkulieren damit, dass Leute ausziehen und Platz freimachen?
Wir wollen bewusst niemanden rausschmeißen, der dort verwurzelt ist. Die sollten dann eben den Marktpreis zahlen. Aber manche werden wohl ausziehen.
In bestehende Verträge einzugreifen und Mieten zu erhöhen ist juristisch gar nicht möglich.
Es wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man es für künftige Verträge macht. Aber wir werden das prüfen.
Wie viele Mieter wären betroffen?
Geschätzte acht bis zehn Prozent der Mieter liegen über der Grenze - bei rund 200.000 Gemeindebauwohnungen.
Wenn das erst für künftige Mieter gilt, von denen nur ein kleiner Teil alle zehn Jahre über die Grenze rutscht: Lohnt das den Aufwand?
Die Stadt braucht jedes Geld, wenn Sie sich anschauen, wie viel Gebühren eingehoben werden.
In Deutschland hat man das Experiment in den 80er Jahren wieder abgeblasen, weil die Verwaltungskosten zu hoch waren.
Es ist nicht alles vergleichbar. Wenn man alle zehn Jahre automatisiert um einen Nachweis bittet, ist das kein großer Aufwand.
Sie fordern eine Kaufmöglichkeit für Gemeindebaumieter. Die Privatisierung wurde in der Volksbefragung klar abgelehnt.
Die Frage war Kraut und Knödeln. Wir wollen die Gemeindebauten außerdem ja nicht an Immobilienhaie verkaufen.
Selbst im Gemeindebau gewohnt?
Ja, im 17. Bezirk bei den Eltern.
Wären die Eltern vom Vorschlag des Sohns betroffen gewesen?
Möglicherweise.
Denken Sie, die Eltern wären trotz höherer Miete dort geblieben?
Ich denke schon. Sie haben sich recht wohlgefühlt.
Zur Person
Manfred Juraczka (44) ist ÖVP-Wien-Chef und kämpft für Gehaltschecks im Gemeindebau. Wer über 2900 verdient, soll Marktpreise zahlen. Die SPÖ warnt vor Sozialghettos.