Im Schnitt werden 630 Euro für außerschulische Hilfe ausgegeben. Arbeiterkammer und SPÖ fordern Personaloffensive für Schulen.
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Gut 100 Millionen Euro haben Mütter und Väter im zu Ende gehenden Schuljahr 2021/22 für private Nachhilfe ausgegeben. 27 Prozent der Schüler, also ein gutes Viertel, hat außerschulische Unterrichtshilfe in Anspruch genommen. Das zeigen aktuelle Daten, die Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl am Donnerstagvormittag gemeinsam mit AK-Bildungsexpertin Elke Larcher vorgelegt hat.
Wichtigste Forderung der Arbeiterkammer ist eine Personaloffensive, um dauerhaft den Unterricht in den Schulen zu verbessern. Auch Lehrervertreter haben in der jüngeren Vergangenheit zunehmend über Personalmangel bei Lehrkräften und Administrativkräften geklagt, auch wenn Bildungsminister Martin Polaschek bereits mehr Schulpsychologen und Sozialarbeiter zugesagt hat - und teils Administrativpersonal schon eingestellt wurde.
Wie das Zeugnis zum Schulschluss gehören inzwischen die Warnungen der Arbeiterkammer wegen der steigenden Inanspruchnahme von privater Nachhilfe zum zu Ende gehenden Schuljahr. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie sind demnach die Ausgaben der Eltern für Nachhilfe im Durchschnitt um ein Fünftel gestiegen. Nach den nun vorgelegten Zahlen sind die Kosten für außerschulische Unterstützung pro Kind und Jahr von 520 Euro im Jahr 2020 auf heuer 630 Euro um 21 Prozent gestiegen.
Nach den Erhebungen der Arbeiterkammer wurden 2020, im ersten Corona-Jahr, in Summe 86 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben, heuer sind es knapp 103 Millionen Euro.
Vor dem Hintergrund der hohen Teuerungsraten, die Familien besonders belasten, warnt daher AK-Präsidentin Anderl, man könne sich Schulen, die mangelhaft ausgestattet sind, nicht mehr leisten. Vor allem müsse jedes Kind eine faire Chance bekommen. Man brauche daher eine Schule, in der die Kinder genug Zeit und Unterstützung erhalten.
"Investitionsinitiative" und mehr Ganztagsschulen
Unmittelbare Konsequenz daraus ist, dass die beiden AK-Vertreterinnen langfristige Verbesserungen für die Schulen fordern, denn man brauche nicht das x-te Paket mit Ablaufdatum von der Bundesregierung. Nötig sei vielmehr eine Investitionsinitiative, um die Eltern zu entlasten. Einzelne Schulen sollten nach dem jeweiligen Förderbedarf der Schüler mehr Geld in Form eines sogenannten Chancen-Index erhalten.
Um auch die Chancen von Müttern im Berufsleben zu erhöhen, müsse es österreichweit ein ausreichendes Angebot an Ganztagsschulen geben. Denn diese würden Eltern entlasten und wären außerdem Ersatz für teure private Nachhilfe. Die Bundesregierung hat Ende Mai mit den Bundesländern zusätzliche Mittel für ganztägige Schulformen ab September des heurigen Jahres vereinbart.
Neben der Forderung nach einer Attraktivierung des Lehrberufs, um dem Mangel an Lehrpersonal zu begegnen, drängt die Arbeiterkammer auf spezielle Unterstützung für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende. ÖVP und Grüne müssten in der Koalition daher ein eigenes Entlastungspaket mit der Anhebung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe sowie Unterstützungsangeboten durch Lernhilfe und Feriencamps schnüren.
"Private Nachhilfe soll nicht zur Normalität werden"
SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler drängt wie die Arbeiterkammer auf mehr Ganztagsschulen. Die SPÖ-Parlamentarierin meinte in einer Aussendung aber auch, es müsse im gesamten Schulbereich eine Personaloffensive geben. Jedenfalls dürfe private Nachhilfe nicht zur Normalität werden.(ett)