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Frauenzusammenarbeit zwischen benachbarten Metropolen: Das von der Stadt Wien initiierte Projekt "Milena" bietet seit einigen Jahren eine Plattform für grenzüberschreitende frauenspezifische Diskussionen und Projekte. Am 18. und 19. Oktober werden Expertinnen aus Mittel- und Osteuropa im Wiener Rathaus zu einer Konferenz zusammenkommen.
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Bereits seit dem Jahr 1997 unterstützt das Frauenbüro der Stadt Wien unter Stadträtin Renate Brauner das grenzüberschreitende Frauennetzwerk Milena. Ziel der Initiative mit dem weiblichen slawischen Namen ist eine intensive Zusammenarbeit Wiens im Bereich Frauenpolitik mit den angrenzenden neuen EU-Ländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien. Einen besonders engen Austausch gibt es dabei mit den Städten Bratislava, Prag, Brünn, Budapest und Lubljana.
Eine der bisherigen Initiativen bestand darin, in Bratislava bei der Einrichtung eines Frauenbüros nach dem Wiener Modell zu helfen. Ein Projekt, das mittlerweile erfolgreich abgeschlossen wurde, so Doris Becker, Sprecherin von Stadträtin Renate Brauner gegenüber der "Wiener Zeitung".
Daneben gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Veranstaltungen und Diskussionen, bei denen österreichische und Wissenschafterinnen aus den neuen EU-Ländern zum Meinungsaustausch zusammenkamen. "Wien ist dabei die treibende Kraft", so Siegrun Herzog vom Wiener Europaforum, man vermeide aber, den Eindruck von Besserwisserei zu erwecken. Vielmehr erhielten die österreichischen Teilnehmerinnen viele Impulse gerade von Frauen aus den EU-Nachbarn. "Die zeigen oft völlig neue Zugänge auf", so Doris Becker.
Neben einer Info-Plattform im Internet hat die Initiative bereits eine englischsprachige Zeitschrift, "Milena-News", auf die Beine gestellt, die 14 mal erschien, mittlerweile aber eingestellt wurde. Andere Schwerpunkte des Projekts bestehen im Aufzeigen der Bildungs- und Berufssituation von Frauen in Österreich und den angrenzenden EU-Ländern und der Förderung einer genderspezifischen medialen Berichterstattung.
Dabei falle auf, dass Frauenpolitik in den neuen EU-Ländern noch relativ wenig institutionalisiert sei, weiß Herzog: "Das läuft dort noch weitgehend auf NGO-Ebene, es gibt kaum noch Frauenbüros." Auch orientiere sich Frauenpolitik in den ehemaligen kommunistischen Ländern sehr am "Familienaspekt".
Patriarchale Realität
Die Situation von Frauen und der Stand der feministischen Diskussion in den an Österreich grenzenden neuen EU-Ländern ist jedenfalls eine andere als in Österreich. "In den Jahrzehnten des Kommunismus waren die Frauen etwa in der Tschechoslowakei oder in Ungarn zwar rechtlich mit den Männern gleichgestellt", so Herzog - Die KP-Doktrin lautete deshalb: "Feminismus ist bei uns obsolet." Die Realität sei aber eine andere gewesen, weiß Herzog: "Diese Länder waren genauso patriarchalisch organisiert wie der kapitalistische Westen." Die Beschäftigungsquote von Frauen war zwar hoch - sogar höher als in Österreich -, in führenden politischen Funktionen fand und findet man aber auch in den nunmehrigen EU-Ländern relativ wenig weibliche Gesichter. Auch sind die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede, vor allem in hochqualifizierten Berufen, bei den EU-Neuen sehr ausgeprägt.
Rollenbilder
Die Milena-Studie "Frauen im Neuen Europa" zeigt auf, dass etwa in der Slowakei klassische Rollenzuschreibungen keineswegs passé sind. Die überwiegende Mehrheit der Slowakinnen ist demnach überzeugt, dass der Mann die Familie erhalten, die Frau den Haushalt versorgen soll. In dem Bericht ist weiters nachzulesen, dass sich auch Ungarns Frauen immer noch sehr an ursprünglichen Rollenbildern orientieren. Teilweise das Resultat fehlender feministischer Diskussion in den vergangenen Jahrzehnten, so der Bericht.
Derzeit geht es den Teilnehmerinnen von Milena noch hauptsächlich darum, eine Bestandsaufnahme der jeweiligen frauenspezifischen Situation in den einzelnen Ländern zu erstellen. Darauf will man sich aber nicht beschränken, es soll künftig auch gemeinsame Forderungen an die Politik geben. Die nächste Milena-Frauenkonferenz wird jedenfalls in Wien stattfinden: Am 18. und 19. Oktober soll im Rathaus das Thema "Europäische Gleichstellungspolitik" behandelt werden.
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Weitere Infos erhältlich unter: www.milena.at