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London/Wien. Revolution auf dem Musikmarkt: EMI, die weltweit drittgrößte Plattenfirma, läutete am Montagnachmittag in London das Ende des Digital Rights Management (DRM) ein. Der Musikverlag mit Stars wie Robbie Williams, Norah Jones oder Coldplay wird den Großteil seines Musikkatalogs online ohne Kopierschutz verkaufen. Dies kündigte EMI-Chef Eric Nicoli auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Apple-Boss Steve Jobs an. Damit ist der britische Musikgigant das erste Unternehmen, das bewusst auf digitale Kopierschutztechniken verzichtet.
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Angeboten werden die neuen Downloads zunächst auf Apples iTunes Music Store. Weitere Online-Musikshops sollen folgen und die Formate MP3, WMA und AAC anbieten. Die Musikstücke werden in einer besseren Soundqualität angeboten als die bislang verfügbaren Downloads, was sich jedoch auch im Preis niederschlägt: 1,29 Euro soll ein Titel auf iTunes kosten, während mit DRM versehene Titel weiterhin für 0,99 Euro erhältlich sind. Wer über den Apple-Musikladen ein komplettes Album kauft, bezahlt dafür aber weiterhin den gleichen Preis, erhält es jedoch in besserer Audio-Qualität und ohne die bisher üblichen technischen Sperren. Gegen 0,30 Euro pro Song können bisher gekaufte Titel vom Kopierschutz befreit werden. Zudem sollen auch Musik-Videos von EMI ohne DRM angeboten werden.
Durchbruch für Branche
Bislang werden beim digitalen Musikvertrieb unterschiedliche Software-Techniken eingesetzt, die das beliebige Kopieren der Audiodaten verhindern. Diese Techniken mit der Bezeichnung DRM (Digital Rights Management) beschränken auch das Kopieren von Musik auf mobile Geräte. So können etwa die beim Marktführer iTunes gekauften Songs nur auf einen iPod von Apple und nicht auf andere Player übertragen werden.
Musikriesen wie EMI oder SonyBMG hatten sich jahrelang erbittert gegen das unerlaubte Kopieren von Musiksongs gewehrt. Die jüngste Entscheidung von EMI gilt als sensationeller Durchbruch für die Branche und wird erheblichen Druck auf den gesamten Online-Musikhandel ausüben. Zuletzt sprach sich auch Apple-Chef Steve Jobs vehement gegen das Digital Rights Management (DRM) aus. Er argumentierte, dass ein Fallen des Kopierschutzes die legalen Angebote im Internet attraktiver mache und der Markt für Online-Musik neue Impulse bekommen würde.
Jobs gab sich in London betont optimistisch. Bis zum Ende des Jahres soll schon die Hälfte des iTunes-Store-Angebotes DRM-frei sein.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings für EMI-Kunden. Das Beatles-Repertoire wird weiterhin nicht online zum Download bereitstehen. Die Fab Four muss man wie anno dazumal im Plattenladen erstehen oder sich vom Internet-Shop als CD nach Hause schicken lassen.
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