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Gottesstaat geht wegen Sanktionen viele Schleichwege. | Paris/Dubai. Die Meldung, dass der Iran im Atomstreit einlenken will und mit einer Urananreicherung im Ausland plötzlich doch einverstanden ist, wurde mit Skepsis aufgenommen. Ob eine Lösung im Konflikt kommt, bleibt abzuwarten. Dennoch hat der Gottesstaat auch für den Fall, dass es zu keiner Einigung im Konflikt kommt und neue Wirtschaftssanktionen verhängt werden, vorgesorgt. Um sämtliche Strafmaßnahmen effizient zu umgehen, dient den Persern hierbei seit Jahren Dubai als Schlupfloch.
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Daher steht das Emirat als größter regionaler Handelspartner Irans einmal mehr unter Druck, Maßnahmen zu ergreifen, um sein Image als Hintertür Teherans zum Westen loszuwerden. Konkret wurde auf Anordnung Washingtons von der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), zu denen Dubai gehört, bereits vor drei Jahren mit der verschärften Kontrolle des zuvor weitgehend freien Handelsverkehrs begonnen. Behörden ist es seitdem auch erlaubt, die Wiederausfuhr von Gütern zu unterbinden, die "eine Bedrohung für die nationale Sicherheit" darstellen. Seither wurden zwar dutzende Firmen geschlossen, das lukrative Geschäft floriert jedoch nach wie vor.
Von Pampers überiPhones bis Computer
"In Dubai führen die Perser den Amerikanern so richtig vor, wie nutzlos und ineffizient ihre Wirtschaftssanktionen sind. Konkret geht es darum, dass ausländische Exporteure das Emirat beliefern und die Waren dann über Dubai in den Iran gelangen. Die Palette der gehandelten Güter reicht von Pampers und iPhones über Laptops und Waschmaschinen bis zu Flugzeugteilen und Computerchips", erklärt Majid Al Faraj, Handelsexperte aus Dubai im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Dubais "löchrige Grenzen" würden es dem Iran erlauben, den Westen vor den Kopf zu stoßen. "Die Sanktionen sind uninteressant, denn wir können in Dubai alles bekommen, was wir wollen", ergänzt der Reedereibesitzer Morteza Masumzadeh vom Iranian Business Council (IBC). Untermauert wird das vom Zentrum für zeitgenössische arabische Studien (CCAS) mit Zahlen der Handelskammer von Dubai: Nachdem 2007 bereits 80 Prozent der US-Waren für den Nahen Osten und Nordafrika über die VAE importiert wurden, hat sich zwischen 2005 und 2009 allein der Umsatz zwischen Dubai und dem Iran mit zwölf Milliarden nahezu verdreifacht.
Überhaupt haben die Perser Dubai fest im Griff: In den Vereinigten Arabischen Emiraten leben rund 420.000 Perser, jeder zehnte Einwohner ist also iranischer Staatsbürger. Allein in Dubai kommt jeder vierte Einwohner aus dem Iran. Als Schah Mohammed Reza vor 71 Jahren den Schleier abgeschafft hatte, erreichte die erste Auswanderungswelle Dubai. Als die Revolution 1979 den Schleier wieder vorschrieb, kam die zweite. Und der Zenit ist noch nicht erreicht. Noch immer lassen sich viele iranische Unternehmerfamilien hier nieder, um von hier leichter Waren für Iran zu beziehen und bei westlichen Banken kreditwürdig zu werden.