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Emirates Airline im steilen Steigflug

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Wenn Scheich Achmed auf Luftfahrtmessen mit sanftem Lächeln den Kugelschreiber zückt und bestellt, vergeht vielen Konkurrenten das Lachen. Der Vorstandschef des Luftfahrtkonzerns Emirates ist Lieblingskunde bei den beiden Flugzeugbau-Rivalen Airbus und Boeing. Bis zum Jahr 2012 soll die Emirates-Flotte auf rund 150 Flugzeuge mehr als verdoppelt werden, darunter mehr als 40 der gigantische neuen Superjunmbos vom Typ Airbus A380 - die der Scheich übrigens gern auch noch eine Nummer größer bestellen würde, wie er vor ein paar Wochen verlauten ließ.


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Jedes Jahr im Frühsommer kommen Zahlen aus Dubai, von denen die andern Fluglinien weltweit nur träumen können: Im vergangenen Geschäftsjahr wurde eine Steigerung des Gewinns der staatlichen Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate um 73 Prozent auf 429 Mio. Dollar (338 Mio. Euro) gemeldet, heuer hieß es für das Geschäftsjahr 2004/05 (per 31. März) beim Gewinn plus 49% auf nunmehr 708 Mio. Dollar. Das abgelaufene Geschäftsjahr war das 17. profitable Geschäftsjahr in Folge. Die Zahl der Fluggäste steigt jedes Jahr um gut ein Fünftel, zuletzt um 2,1 Millionen auf rund 12,5 Millionen Passagiere.

Die Fracht-Tochter Emirates SkyCargo steigerte die Frachtmenge um 27 Prozent auf knapp 840.000 Tonnen. In der Frachtdivision stieg der Umsatz um 43 Prozent auf 940 Mio. Dollar.

Emirates zählt nach eigenen Angaben zu den fünf profitabelsten Airlines der Welt. Hinter diesen Zahlen steckt kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, sondern eine recht simple Strategie: "Wir sind als Airline der Bestandteil eines wirtschaftlichen Gesamtplans", beschreibt Henry Hasselbarth, Emirates-Direktor für Nord- und Zentraleuropa, die Strategie. "Neben der Ölförderung soll sich Dubai auch als Wirtschafts- und Tourismuszentrum etablieren."

Knotenpunkt Dubai

Warum die Region mehr zu bieten hat als Kamelausflüge für Pauschaltouristen, zeigt unter anderem ein Blick auf die Landkarte: Dubai liegt aus Sicht der Luftfahrt ideal. Alle wirtschaftlich relevanten Ziele lassen sich nonstop oder mit maximal einer Zwischenlandung von Dubai - nach Abu Dhabi das zweitgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate und Sitz von Emirates - erreichen.

"Im Osten haben wir mit Asien ein Potenzial von zwei Milliarden Menschen, im Westen liegen Afrika und Europa", beschreibt Hasselbarth das Kundenpotenzial. "Wir haben keine Angst, der Markt ist groß genug", sagt er zur Konkurrenz durch Qatar Airways oder neue Gesellschaften wie Etihad.

Harter Wettbewerb

Harte Wettbewerber von Emirates sind vor allem auch mitteleuropäische Gesellschaften und etablierte asiatische Airlines wie Singapore Airlines oder Thai Airways. Diese haben bei Verbindungen zwischen Europa und Asien einen Vorteil - sie können nonstop fliegen. Außerdem bieten sie innerhalb ihrer Allianzsysteme zahlreiche Zielorte an.

Wie sehr der weltweite Luftverkehr wachsen soll, zeigt ein Blick in Marktprognosen von Airbus und Boeing. Die Konkurrenten erwarten rund fünf Prozent jährliches Wachstum des Luftverkehrsaufkommens. Bei den Erhebungen handelt es sich nicht um schön gerechnete Marketingstudien: So stieg nach Angaben des internationalen Luftfahrtverbandes IATA zwischen 1970 und 2000 die Zahl der Passagiere auf Linienflügen jährlich um 6,3 Prozent. Über dem Durchschnitt soll in den kommenden Jahren das Verkehrsaufkommen von und nach sowie innerhalb Asiens wachsen.

Die Strategie von Emirates belegt auch eine weitere Prognose von Airbus: So rechnet der europäische Flugzeugbauer mit Wachstum sowohl auf Strecken zwischen kleineren Städten, als auch auf Verbindungen zwischen großen Drehkreuzen. Boeing sieht dagegen vor allem Wachstum auf den Punkt-zu-Punkt-Strecken und kaum Potenzial für Routen zwischen Drehkreuzen - und damit einhergehend für den neuen 550-Sitzer Airbus A380.

Emirates geht schon jetzt beide Wege: So fliegt eine Boeing 777 mit 350 Sitzen zwischen Dubai und Sydney - mit Zwischenstopp in Singapur. Außerdem steuert ein Airbus A340-500 die australische Metropole nonstop an. "Wir sind voll", bringt Hasselbarth das Thema Auslastung auf den Punkt.

Drehkreuz auch für Fracht

Nicht nur für Passagierflüge soll sich Dubai zum Drehkreuz entwickeln: Beim Frachtverkehr verzeichnete Emirates im vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von 26 Prozent auf insgesamt 660.000 Tonnen. Den Standortvorteil haben aber auch schon andere Gesellschaften entdeckt: Direkt in der Nachbarschaft von Dubai, in Sharjah, entwickelt sich mttlerweile eines der größten Frachtdrehkreuze weltweit.

Der Weg in eine der großen Luftfahrt-Allianzen hat für Emirates nach Angaben von Hasselbarth derzeit keine Priorität. "Wir sind extrem flexibel, das ist einer unserer großen Wettbewerbsvorteile."

Mai 2005: Ein Jahr Emirates in Österreich

Zu ihrem ersten Jahrestag in Wien legt Emirates ebenfalls eine positive Bilanz vor. Martin Gross, Direktor von Emirates in Österreich: "Die Ergebnisse sind sehr erfreulich. Neue Märkte sind immer schwierig, deshalb waren auch die ersten Monate in Wien nicht einfach, aber Emirates hat sich hervorragend etabliert."

Für Österreich hat das Emirates Netzwerk eine große Bedeutung. Vor allem der Nahe und der Ferne Osten, aber auch Südafrika, Australien und Neuseeland werden durch die täglichen Emirates-Flüge von Wien aus erschlossen. Über den Hub Dubai haben die Fluggäste von Wien aus täglichen Anschluss an das weltweite Streckennetz, das ständig erweitert wird: Nach dem Streckenlaunch Wien - Dubai im Mai 2004 folgten im selben Jahr noch die Aufnahmen der Verbindungen nach New York und Christchurch in Neuseeland. Seit Jänner 2005 gibt es drei Flüge pro Woche auf die Seychellen, "eine der attraktivsten Destination für den hochklassigen Freizeitmarkt", so Gross. Seit 15. Mai gibt es eine tägliche Verbindung nach Alexandria, ab 30. Oktober 2005 fliegen Emirates auch Hamburg täglich an.

Immer mehr Gäste aus dem arabischen Raum nützen die Direktverbindung nach Wien: Die Österreich Werbung registrierte 2004 ein Plus von 36,3 Prozent an Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr. Tim Clark, Präsident von Emirates Airline, sieht seine Gesellschaft deshalb als wichtigen Pfeiler für den Incoming-Tourismus: "Gerade der arabische Reisende ist für den österreichischen Tourismus von großer Bedeutung - er reist häufig im Familienverband und bringt eine hohe Wertschöpfung für das Land. Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass die Strecke Dubai - Wien in Zukunft noch stärker frequentiert wird".

Herum gesprochen hat sich schon der ausgezeichnete Service der Airline: Seit dem Gründungsjahr 1985 hat man über 250 internationale Auszeichnungen dafür erhalten. Die österreichischen Passagiere der First und Business Class etwa bekommen im Umkreis von 40 bzw. 50 Kilometern um den Flughafen Wien-Schwechat einen kostenlosen und exklusiven Chauffeur-Service zur Verfügung gestellt.

Emirates Airline ist aber besonders stolz auf ihre moderne und rasant wachsende Flotte, hebt Gross hervor: Derzeit sind 76 Flugzeuge in Betrieb, 70 davon sind Passagiermaschinen und 6 Frachtmaschinen. Das Durchschnittsalter beträgt viereinhalb Jahre, klar jünger als der Branchenschnitt von 13 Jahren. Für die nächsten acht Jahre sind 97 Flugzeuge bestellt, das bedeutet monatlich eine Auslieferung. Die Strecke Wien- Dubai bedient Emirates mit einem Airbus A330-200. Abflug in Wien ist täglich um 15.30 Uhr.

Info: http://www.emirates.at