Die Grazer Strombörse EXAA könnte ab Jänner mit dem Handel von CO²-Zertifikaten beginnen, allein die Verzögerungen auf EU-Ebene könnten den Start noch behindern.
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"Es kann nicht sein, dass unsere Konkurrenz, die mit ihren Versuchen ein halbes Jahr hinter uns liegt, einen Startvorteil bekommt." Ludwig Niessen, EXAA-Chef, ist entrüstet. Denn bei der Gründung der Superregisterstelle der EU, die für den Handel von Emissionszertifaten als internationale Drehscheibe fungieren muss, gibt es Hindernisse. Dies verzögern den gesamten Prozess. Damit werde aber der Vorsprung der Österreicher ebenfalls zunichte gemacht.
Österreich könnte schon ab Jänner mit dem Handel beginnen, darf dies jedoch nicht, weil Frankreich und Großbritannien beim davor notwendigen Abschlusstest vor Österreich gereiht wurden. "Das ist unfair." Niessen hofft daher auf das Interventionsgeschick der heimischen Politiker, damit auch seine Börse unter den ersten Pilottestern ist. "Sollte dies nicht gelingen, dann können wir erst Anfang Mai beginnen."
In der ersten Phase des CO²-Handels erwartet Niessen Preise von 5 Euro je Tonne. "Dass die Preise 14 Euro erreichen, glaube ich nicht."
Konkurrenz für E-Wirtschaft
Neben dem Handel mit Umweltprodukten (Emissionszertifikate und Herkunftnachweise für Strom) will die EXAA neue Stromprodukte für die Industrie entwickeln und damit den Energieversorgern Konkurrenz machen. "Die hohen Strompreise sind eine Chance", glaubt Niessen. Das Angebot soll Stromblöcke für die Zeiträume von einem bis sechs Monaten umfassen. Damit könne der Grundbedarf abgedeckt werden, für den Spitzenbedarf müsste laut Niessen weiterhin der Stromversorger herangezogen werden. Die Vorteile für die Industrie wären größere Auswahl und kleinerer Aufwand. Auch die Strombörse würde profitieren, da durch das neue Produkt große Betriebe dazu verlockt werden, an ihr zu handeln. Derzeit tun dies nur die europäischen Versorger.
Dass es an der EXAA, die nur einen Spotmarkt hat, Preismanipulationen gibt, schliesst Niessen aus. Dies sei nur im Geschäft mit Futures - diese werden an der Leipziger EEX gehandelt - möglich, wenn an manchen Tagen keine Verträge abgeschlossen und dann "Quasi-Preise" gebildet werden.