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Wie man seinem neuen Chef gegenübertritt, erklärte "Nurse Jackie" zum Serienstart so: Verstellen gilt nicht! Gleich anfangs mit offenen Karten zu spielen bedeutet auch, spätere Missverständnisse erst gar nicht zu ermöglichen. Die vor allem als resolut zu bezeichnende Krankenschwester in einer ersten Unterredung mit dem schwachbrüstigen Jungchirurgen: "Ich hab schon Hunderte Idioten wie Sie hier reinspazieren gesehen!"
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Tatsächlich lebt die am Montag auf ORF eins erstmals im deutschsprachigen Raum und dankenswerterweise im Zweikanalton ausgestrahlte Serie zuvorderst von ihrer Hauptfigur. Verkörpert von Edie Falco (u.a. bekannt aus dem HBO-Klassiker "The Sopranos"), mag diese berufsbedingt zwar reichlich zynisch sein. Für die vom Leben Gebeutelten ist aber nicht nur im Notfall Empathie vorhanden.
Wer angesichts der Verortung Nurse Jackies im Genre der Krankenhausserie (und dessen Hang zur Gefühlsduselei) schreiend davonlaufen möchte, wird von der Produktion des Pay-Channels Showtime ("Dexter", "Californication".. .) durch einen alternativen Zugang an Bord geholt. Wie auch der böse, alte Dr. House greift auch Jackie zu Drogen, wenn der Tag wieder einmal verspricht, im besten Falle schlecht zu werden. Die Unterhaltung einer Sex-Beziehung mit dem Medizinmann des Krankenhauses dürfte für Jackie also zumindest toxische Glückseligkeit verheißen.
Zuhause bei Mann und Kind folgt dann das Stoßgebet: "Mach mich gut, Gott. Aber noch nicht jetzt!" Die emanzipatorische Tendenz des US-Fernsehens: Früher waren nur wir Männer Schweine.