Nächste Woche will der Leiter der Zukunftskommission für Schulfragen, Günther Haider, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer den Endbericht der Kommission vorlegen. Ob und wann die Vorschläge umgesetzt werden, ist noch völlig offen.
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"Wir schlagen ein Gesamtsystem vor - etwas, was es bei uns, aber auch in Deutschland, noch nicht gibt", sagt die Bildungspsychologin Christiane Spiel, Mitglied der Zukunftskommission. Die Aufgabe sei gewesen, Maßnahmen vorzuschlagen, die zur Qualität des Unterrichts und zur Qualifikation der Absolventen beitragen. Mit den gesetzlichen Bedingungen und einer Kostenanalyse müssten sich nun andere befassen. "Unser Papier ist noch nicht ganz fertig", sagt Spiel, sie will deshalb zu den konkreten Vorschlägen noch nichts sagen.
Weniger Zurückhaltung übte Kommissionsleiter Haider, Österreichs "Mister PISA", im Gespräch mit dem "Kurier" : Geplant sei zum Beispiel ein Modulsystem für die AHS-Oberstufe. Die Jahrgänge sollen aufgelöst und Fächer in Form aufsteigender Kurse unterrichtet werden. Wer in einem Kurs scheitert, muss nur mehr diesen wiederholen.
Die Kommission will nämlich das Repetieren einschränken, aber nicht so radikal, wie sie es früher vorschlug: Klassenwiederholungen nur mehr, "wenn Schüler oder Eltern dies "ausdrücklich wünschen, oder wenn ein Schüler mindestens in zwei Gegenständen mit Nichtgenügend beurteilt wird und insgesamt in mehr als der Hälfte der Pflicht- und Wahlgegenstände keine bessere Note als Genügend hat". Über die vielen "Sitzenbleiber" in den ersten Klassen der BHS soll sich die von Gehrer geplante "Strukturkommission" den Kopf zerbrechen.
Weiters befürwortet die Kommission die gemeinsame Ausbildung der Lehrer von der Volksschule bis zur AHS-Unterstufe an Pädagogischen Hochschulen und unterstützt Gehrers Absicht, den Förderunterricht nicht mehr über das Schuljahr zu verteilen, sondern zu blocken. Von der Zukunftskommission kam auch der Vorschlag, ganztägige Betreuung an den Schulen anzubieten, sowie die Schulen entscheiden zu lassen, welche Lehrer sie einstellen.
Der Wiener Bildungsexperte Hans Pechar bewertet die Vorschläge, soweit sie an die Öffentlichkeit gedrungen sind, positiv. Er hat nur den Eindruck, dass manche Reformen "der Auftraggeberin zu radikal waren" und daher "gedämpft" worden sind. Wichtige Eckpunkte einer sinnvollen Schulreform wären für ihn ein ganztägiger Unterricht , "nicht nur eine ergänzende Betreuung", sowie die Weichenstellung in Richtung Gesamtschule: Diese sei nicht das "Allheilmittel", aber auch nichts, "was man bis zum St. Nimmerleinstag verschieben kann". Pechar plädiert für eine gemeinsame Ausbildung der Lehrer aller Schulstufen: "Es darf keine unterschiedlichen Lehrerstände mehr geben."