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Ende des Luftkriegs bei Austrian

Von Karl Leban

Wirtschaft
Wechsel in neuen KV: Die Piloten erhalten Abschlagszahlungen für den Pensionsanspruch.

Betriebsübergang zur Tyrolean passé, und damit auch drohender Rechtsstreit.


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Wien. Tagelang haben Management und Betriebsrat die Öffentlichkeit mit einem gut inszenierten Schauspiel genarrt. Denn wie sich jetzt herausgestellt hat, lief bei der AUA hinter den Kulissen ein ganz anderes Stück: Plötzlich gibt es doch eine Einigung auf einen kostengünstigeren Kollektivvertrag (KV) für das Bordpersonal der Austrian Airlines - zumindest im Grundsatz. Der heftig umstrittene Zwangsumstieg in den um 20 bis 25 Prozent billigeren KV der AUA-Tochter Tyrolean ist nun hinfällig.

Damit bleibt der AUA ein massiver Austritt von Piloten erspart, der den Flugbetrieb ab Mai nicht unerheblich beeinträchtigen hätte können. Auch eine teure juristische Schlammschlacht konnte mit der jetzigen Verhandlungslösung für eine Reform des AUA-KV vermieden werden.

Was vorläufig noch fehlt, damit das Management bei seinem rund 220 Millionen Euro schweren Sanierungspaket die bisher klaffende Lücke schließen kann, ist die Zustimmung der AUA-Piloten und -Flugbegleiter zu den am Dienstagabend ausgehandelten Vereinbarungen. Am "Okay" der fliegenden Mitarbeiter wird jedoch nicht gezweifelt. Falls es wider Erwarten keines gibt, käme der gefürchtete Betriebsübergang zur Tyrolean. Ihre Stimme abgeben können die 600 Piloten und 1500 Flugbegleiter ab heute, Donnerstag, bis Sonntag (14 Uhr). In diesem Zeitraum finden zweimal täglich Betriebsversammlungen statt, in denen die Mitarbeiter über die neuen KV-Vereinbarungen informiert werden.

"Kein Paket der Freude"

Die grundsätzliche Einigung sieht Abschlagszahlungen bei Pensionsleistungen vor - im Gegenzug für einen Wechsel in einen nachhaltig günstigeren AUA-Kollektivvertrag. Dieser KV enthält anders als bisher keine automatischen Vorrückungen mehr (wie Inflationsausgleich und jährliche Gehaltssprünge). Abgespeckt ist er auch um teure Pensionsprivilegien. Zudem bedeutet die Einigung längere Arbeitszeiten (900 statt bisher 800 Flugstunden im Jahr). Ebenfalls ein Punkt: Ab 2013 werden keine Überstunden mehr bezahlt.

Laut "Standard" verlieren Piloten mit Altverträgen durch den neuen KV rund 30 Prozent ihres Bruttogehalts. Zuletzt kam ein AUA-Kapitän im Schnitt auf ein Jahressalär von 250.000 Euro.

Für den Bordbetriebsrat ist all das "kein Paket der Freude", so dessen Chef, Karl Minhard, zur APA. "Aber ein Betriebsübergang zur Tyrolean wäre die schlechteste Variante gewesen." Wegen der erwarteten Klagen "wäre keine Ruhe eingekehrt".

Ein Übergang des AUA-Flugbetriebs zur Tyrolean wäre für die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines alles andere als billig gewesen. Viele Piloten hätten eine Beschneidung ihrer Gehaltsstrukturen unter dem Tyrolean-KV abgelehnt und hätten ihre Sonderkündigungsrechte samt einer Abfertigung von bis zu 39 Monatsgehältern nutzen können.

Auf etwa 160 Millionen Euro hatte der AUA-Bordbetriebsrat die Gesamtkosten eines Betriebsübergangs geschätzt. Allerdings muss auch bei der jetzigen Lösung tief in die Tasche gegriffen werden. Die nun vereinbarten Abschlagszahlungen für Pensionsleistungen sollen die AUA nämlich rund 120 Millionen Euro kosten.

"Pech gehabt" heißt es unterdessen für jene 40 bis 50 AUA-Piloten, die das Unternehmen zuletzt fluchtartig verlassen haben, um der drohenden Zwangsumstellung auf den Tyrolean-KV zu entgehen. Sie haben ihre Abfertigungen kassiert, die einvernehmliche Auflösung ihres Dienstverhältnisses, die mit dem Betriebsrat nicht akkordiert war, ist jetzt freilich nicht wieder rückgängig zu machen.

Lob für die Einigung im monatelangen Tarifstreit kam am Mittwoch von Vida-Gewerkschaftschef Rudolf Kaske und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.