Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das kann man einmal einen historischen Tag nennen. Kulturminister Ostermayer konnte gar nicht anders, als Hartmann zu entlassen. Die Argumentation des Anwalts von Matthias Hartmann, der die Demissionierung anficht, mag stimmen. Der sagt nämlich, die Entlassung sei vorschnell erfolgt und der Sachverhalt noch nicht einmal ansatzweise aufgearbeitet. Das wird aber wohl zumindest Silvia Stantejsky bekannt vorkommen, die Hartmann selbst nach dem Unverzüglichkeitsprinzip entlassen hatte.
Es klingt zunächst nach einem lang erhofften klaren Schnitt in diesem Burgtheaterskandal. Doch von Klarheiten ist weiter keine Spur. Was Hartmann nun im Detail angelastet wird, darüber informierte der Minister - wohl aus arbeitsprozesstaktischen Gründen - nicht. Dabei ist es gerade dieses häppchenhafte Öffentlichwerden von Unglaublichkeiten, das in dieser Causa empört. Und so klar ist der Schnitt näher betrachtet auch nicht, wenn Bundestheater-Chef Georg Springer mit einem blauen Auge davonkommt. Ist ihm nicht dieselbe Unwissenheit vorzuwerfen wie Hartmann? Oder weiß Ostermayer von Hartmannschen Verfehlungen, die er nicht auf den Tisch gelegt hat? Geht es jetzt wieder tröpfchenweise mit den Informationen weiter?
Der Minister wollte "Schaden von der Republik und dem Burgtheater abwenden". Schlechte Nachricht: Das Haus ist beschädigt, auch wenn das unwürdige Spektakel fürs Erste beendet ist. Als neuer Direktor oder besser noch neue Direktorin sei der Burg jedenfalls jemand empfohlen, der etwas weniger Ego und etwas mehr Führungsqualitäten hat.