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Ende einer französischen Revolution

Von WZ-Korrespondentin Birgit Holzer

Politik

Generalstreik in Guadeloupe endet mit Kompromiss. | Paris. Diese Unterschrift war hart erkämpft worden: In der Nacht auf Donnerstag verständigten sich auf der Insel Guadeloupe der Gewerkschaftsführer Elie Domota, und der Präfekt der Insel, Nicolas Desforges, auf eine Einigung, die einen Schlusspunkt unter den Generalstreik auf der Karibikinsel setzt. 44 Tage lang war das französische Übersee-Departement gelähmt gewesen, nun scheint der Durchbruch erreicht.


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Der Text mit seinen 165 Artikeln ist außerordentlich detailliert und regelt sowohl den Preis für Baguette wie auch die Einstellungsbedingungen für Lehrer. Vor allem aber geht es um die generelle Erhöhung der Gehälter um 200 Euro. Die Zahlungen kosten den französischen Staat mehr als sieben Milliarden Euro.

Die Ex-Kolonie kämpft ums Überleben

"Normales Leben" soll jetzt wieder auf Guadeloupe einkehren, Geschäfte und Unternehmen wieder öffnen. Hauptgrund für die Revolte war das teure Leben, das sich der arme Großteil der Bevölkerung schlichtweg nicht leisten kann. Für die zumeist importierten Lebensmittel müssen sie horrende Preise bezahlen. Die Armut und die schwierigen Lebensverhältnisse erklären die enorme Mobilisation der Inselbewohner. Dazu kommt das Gefühl, als "Franzosen zweiter Klasse" behandelt und von Paris vergessen zu werden, das tatsächlich erst spät auf die Unruhen reagierte. Noch immer wirkt die Kolonialzeit in den Überseegebieten nach, die weiße Minderheit teilt sich den Großteil des Besitzes und hat das Sagen in den Unternehmen. Soziale Spannungen sind an der Tagesordnung.

Der Tourismus, neben dem Anbau von Zuckerrohr die Haupteinnahmequelle auf der Antilleninsel, hatte stark unter dem Aufruhr gelitten. Er könnte 10.000 bis 12.000 Arbeitsplätze kosten, schätzen die Gewerkschaften.

Ob nach der Einigung Frieden einkehren wird, ist noch unklar. Auch nach Unterzeichnung des Vertrags verkündete Streikführer Domota: "Wie müssen weiter mobilisiert bleiben und weiterkämpfen." In Frankreich sehen hinter der Bewegung viele den Versuch Guadeloupes, sich vom französischen Mutterland zu lösen. Laut Umfrage würden dies 51 Prozent der Franzosen auch begrüßen.

Doch die Insel gehört wie die anderen französischen Übersee-Departements zu den ärmsten EU-Regionen, als unabhängige Staaten könnten diese kaum überleben.