)
Salzburg erfüllt seine Quote für Asylwerber kurz vor Fristende.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Salzburg. Dort, wo heute das Flüchtlingshaus der Caritas in Salzburg steht, entscheidet sich schon seit Jahrhunderten das Schicksal von Flüchtlingen. Ein unscheinbares Steinmarterl mit Marienbild erinnert neben dem Flüchtlingshaus daran, dass hier schon Ende des 16. Jahrhunderts den Bayerischen Herzögen nach Salzburg geflohene Straftäter übergeben wurden.
Heute wird von hier aus, aus dem Bahnhofsbezirk Itzling, einem wenig einladenden Stadtteil, von der Caritas die Grundversorgung der in Salzburg untergebrachten Asylwerbern organisiert. Gegenwärtig wohnen etwa 40 Flüchtlinge hier.
Dass die für Asylwerber zuständige Landesrätin Tina Widmann (ÖVP) am Mittwoch vermelden konnte, dass das Bundesland seiner Verpflichtung, bis Ende November die 170 fehlenden Plätze für Asylwerber zu schaffen, nachkommen kann, ändert für die bereits hier befindlichen Asylwerber wenig. Einzig die Caritas wird für die Grundversorgung einen zusätzlichen Mitarbeiter bekommen, nachdem jedem Land pro 170 Flüchtlinge ein Mitarbeiter in der Grundversorgung zusteht.
Caritas ortet eine Vernachlässigung
Dort wundert die aktuelle Aufregung, dass Salzburg zwischenzeitlich das säumigste Bundesland bei der Erfüllung der Aufnahmequote für Asylwerber wurde, niemanden. "Es hat sich abgezeichnet", sagt Birgit Pircher, eine Mitarbeiterin bei der Caritas. "Ich glaube, dass es einfach vernachlässigt worden ist." Diesen Eindruck will Widmann bei der Präsentation der zusätzlichen Plätze vermeiden. Schließlich habe das Land schon seit Jahresbeginn 185 neue Plätze für Asylwerber aufgetrieben. Dass Salzburg in der Erfüllung der Quote zurückgefallen ist, erklärt sie so: "Es kam zur Schließung von vier Quartieren, 300 Plätze von privat wohnenden Asylwerbern gingen aufgrund der niedrigen Kostensätze und der hohen Mietpreise in Salzburg verloren, und die Zahl der Asylwerber ist stetig gestiegen."
Dass es sich nun so knapp, drei Tage vor Ablauf des Ultimatums, ausgegangen ist, liegt am Druck des Bundes, gibt Widmann zu. "Ich bin fest überzeugt, dass man dann nicht Tag und Nacht auf Quartiersuche gewesen wäre und es wahrscheinlich nicht bis Ende November, sondern bis Mitte oder Ende Dezember gedauert hätte", sagt sie. Der Großteil der zusätzlichen Plätze wurde nun in Heimen geschaffen, einige Plätze wurden in Privatquartieren aufgetrieben. 40 Asylwerber werden in der Rainerkaserne nahe der Stadtgrenze untergebracht, rund 60 in Heimen in den Gebirgsgauen Pinzgau, Pongau und Lungau.
Suche nach Quartieren
in Salzburg geht weiter
Widmann wird die Quartiersuche aber weiterführen, schließlich steht die Rainerkaserne nur bis Ende Juni zur Verfügung. "Wir sind uns bewusst, dass es damit nicht getan ist", sagt sie. Widmanns Ziel ist es, so viele Asylwerber wie möglich in Privatquartieren unterzubringen. Das sei auch im Sinne der Asylwerber sagt Betreuerin Pircher: "Sie sind froh, wenn sie mit einer Privatunterkunft Selbständigkeit erreichen." Das ist mit den derzeitigen Kostenhöchstsätzen - ab Dezember gibt es für privates Wohnen 120 Euro monatlich für Asylwerber - in Salzburg aber schwierig bis unmöglich. Deshalb fordert Widmann auch eine Anhebung der Kostenhöchstsätze.
Erwin Eiersebner, Leiter des Landesmigrationsreferats, erklärt, dass bei Abschluss der Grundversorgungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern im Jahr 2004 politisches Ziel gewesen sei, die Asylwerber möglichst in größeren Quartieren unterzubringen und deshalb die Kostensätze für privates Wohnen derartig niedrig angesetzt wurden. "Es wird länger dauern, eine Kultur zu etablieren, die Personen privat unterzubringen", sagt er.
Derzeit werden die Betreiber von Heimen, oft ehemalige Gashäuser und Hotels, von den unterschiedlichsten Motiven geleitet, sagt Pircher, die laufend Kontakt mit den Betreibern hat. "Es gibt welche, die sehr engagiert sind, und andere, die es machen, weil sie einfach Geld brauchen", sagt sie. "Man darf sich darunter kein Hotel vorstellen, wie wir es kennen", fügt sie hinzu. Das wird auch für die nun neu aufgetriebenen Plätze gelten.