Mit der kommenden Montag in Helsinki geplanten Unterzeichnung eines Friedensabkommens soll endgültig ein Strich unter 29 Jahre zermürbenden Bürgerkrieg in der nordwestindonesischen Provinz Aceh gezogen werden.
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Die indonesische Regierung und die Rebellenbewegung Freies Aceh (GAM) einigten sich Mitte Juli nach fünf zähen, vom finnischen Ex-Präsidenten Martti Ahtisaari vermittelten Verhandlungsrunden auf einen Kompromiss. Es ist der dritte Versuch eines Friedensschlusses innerhalb von vier Jahren.
Der im Wortlaut bisher unveröffentlichte Memorandumstext sieht Vorabinformationen zufolge unter anderem die Entwaffnung der Rebellen und einen weitgehenden Rückzug der indonesischen Armee aus der Provinz Aceh vor. Die Rebellen und deren bisher im schwedischen Exil lebende Führung unter dem greisen Sultan-Nachkommen Hasan di Tiro sollen eine Amnestie erhalten. GAM-Mitglieder sollen künftig eine politische Partei gründen und bei demokratischen Regionalwahlen in Aceh antreten können.
Die GAM war im Zuge der von der EU maßgeblich finanzierten Verhandlungen von ihrer jahrzehntelangen Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit abgerückt, um den Weg für das Abkommen freizumachen. Der indonesischen Regierungsdelegation war es ihrerseits durch geschicktes Taktieren gelungen, Widerstand im eigenen Land - vor allem seitens der Armee und der Opposition - gegen jede Form von Zugeständnissen an die Rebellen entscheidend zu schwächen und die Unterstützung sowohl der Armeeführung als auch des Parlaments in Jakarta für das Friedensabkommen zu erhalten.
Überwacht werden soll die Durchführung des Abkommens durch insgesamt rund 300 Personen, davon 200 im Rahmen einer zivilen, im Abkommenstext "Aceh Monitoring Mission" (AMM) genannten Beobachtermission. An ihr werden sich zunächst acht EU-Mitglieder, Norwegen sowie fünf südostasiatische (ASEAN-) Staaten beteiligen. Die Mission soll sofort nach der Mandatserteilung durch die Unterzeichnung des Abkommens kommende Woche beginnen. Die kritische Phase der Entwaffnung und Demilitarisierung Acehs beginnt unter der Oberaufsicht des in ziviler Funktion auftretenden finnischen Generals Jaakko Oksanen im September.
Der Bürgerkrieg in der erdgas- und erdölreichen, stark moslemisch geprägten Provinz dauerte mit Unterbrechungen seit 1976. Dabei kamen zwischen 12.000 und 15.000 Menschen ums Leben. Zwei in den Jahren 2001 und 2002 geschlossene Friedensabkommen scheiterten an der Entwaffnung der Rebellen und an der mangelnden Rückzugsbereitschaft der indonesischen Armee. 2003 startete die Armee eine neuerliche Offensive gegen die Rebellen. Die Flutwellen-Katastrophe vom Stephanitag traf dann die Provinz besonders hart - der Tsunami forderte in Aceh bis zu 170.000 Todesopfer und machte Hunderttausende Menschen obdachlos. APA