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Endlich gebildet - dank Warteschleife

Von Christoph Irrgeher

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Mit der Service-Helpline von UPC ist es wie mit einem Wiener Kindergartenplatz: Um hier etwas zu erreichen, ist ein pralles Zeitbudget vonnöten. Kluge Mensch wissen das, und sie treffen Vorkehrungen. Da soll es mittlerweile Leute geben, die beantragen einen Kindergartenplatz beim Erreichen der eigenen Geschlechtsreife. Und: Es ruft so mancher clevere Häuslbauer wohl schon bei UPC wegen einer Internetstörung an, wenn er längst noch keine Glasfaserkabeln und Zores damit hat. Doch was nicht ist, wird bis zum Abheben des Servicetechnikers (endlich! ein echter Mensch!) sicher noch.

Nun sieht der Regelfall leider anders aus. Stur und unbelehrbar, stürzt sich der Durchschnittskunde erst dann in die Warteschleife, wenn wirklich eine Internet-Störung vorliegt - und durchleidet eine Ewigkeit der Langeweile.

Ein Glück: UPC will das offenbar entschärfen. Der Anrufer wird jetzt nicht mehr nur mit Dosenmusik beschallt. Eine Stimme erhellt ihm außerdem Mysterien des Internets: "Wussten Sie, woher die Phrase ‚im Internet surfen‘ kommt?" (die Antwort: eine Frau mit Surfbrett am Mauspad hat’s erfunden.)

Gewiss, das ist löblich - aber ausbaufähig. Im vorhandenen Rahmen ließe sich der Geist des Anrufers entschieden bildungsbürgerlicher veredeln. Etwa mit einer Komplettlesung des "Mann ohne Eigenschaften" und der Bibel im Anschluss. Denkbar auch: die Abhaltung eines gesamten Fernstudien-Kurses. Danach wäre sogar eine Gehaltserhöhung drin. Also, wenn man dann noch im erwerbsfähigen Alter ist.