Jetzt haben es die Grünen endlich geschafft: Die Ökopartei hat die FPÖ als drittstärkste Kraft abgelöst. Ein wichtiger symbolischer Sieg im Zweikampf der beiden Extrempole im politischen Spektrum: Die linksliberale Kraft mit bürgerlich-ökologischen Einsprengseln hat die Anti-Ausländer-Partei mit linkspopulistischer "kleiner-Mann"-Rhetorik um den Bruchteil einer Nasenlänge distanziert.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Damit hat Alexander Van der Bellen immerhin zwei seiner drei Wahlziele erreicht: Die Grünen sind zweistellig und haben die FPÖ überholt, nur bei der Verhinderung einer schwarz-blau-orangen Mehrheit ist man gescheitert. Aber diese Kombination ist ohnehin nur von taktischer Relevanz - und die SPÖ schielt dabei mindestens so sehr auf die fallweise Unterstützung von Blau/Orange wie die ÖVP.
Langfristig scheinen die Grünen jedoch im Zweikampf um Platz drei über die schlechteren Karten zu verfügen. Irgendwann wird das freiheitliche Lager seine Spaltung überwinden. Addiert haben es FPÖ und BZÖ dieses Mal schon wieder auf 15 Prozent gebracht. Ein mittelfristiges Potenzial von 20 Prozent erscheint möglich. Um hier mithalten zu können, müssten die Grünen aber aus ihrem derzeitigen akademisch geprägten Wählerghetto ausbrechen.
Und dann wartet noch die ultimative Bewährungsprobe auf die Grünen: eine Regierungsbeteiligung. Schmerzhafte Richtungsentscheidungen werden spätestens dann unvermeidlich sein. Die Freiheitlichen sind daran beinahe zerbrochen.