Zum Hauptinhalt springen

Endlich sind wir den Westenthaler los

Von Walter Hämmerle

Kommentare

Die SPÖ lässt der Ankündigung ihres PR-Beraters Luigi Schober (Young & Rubicam), die rote Kampagne werde "pures Napalm" sein, Taten folgen. In sieben Werbespots wird Bundeskanzler Wolfgang Schüssel frontal attackiert: "Sie haben gelogen, Herr Bundeskanzler" wird die zentrale Botschaft des Wahlkampfes in den elektronischen Medien sein. Thema der Spots werden die Pensionsversprechen Schüssels ebenso wie die Bildungspolitik und die Ankündigung von 1999, die ÖVP werde als Dritte in Opposition gehen, sein.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ganz wohl scheint sich aber die SPÖ mit diesem neuen Stil nicht zu fühlen. Immerhin gestand Darabos zu, damit wohl eine Debatte auszulösen. Dass es sich dabei um "Dirty campaigning" handeln könnte, was die große Opposition mit Vorliebe der Kanzlerpartei vorwirft, glaubt man hier nicht: Die Spots seien allenfalls "Negative campaigning".

Die ÖVP zeigt sich von diesem Unterschied unbeeindruckt und spricht von einer "Schmutzkübelkampagne": SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer solle sich von dieser Form des Wahlkampfs distanzieren.

*

Kaum zu glauben, aber wahr: Im tieferen Resonanzkörper der Kanzler-Partei, den wahlkämpfenden Funktionären, ist das Aufatmen einen Tag vor dem Wahlkampfauftakt am Samstag in Graz kaum zu überhören. Endlich, so heißt es hier, habe man sich "von diesem Klotz am Bein namens BZÖ" emanzipiert. Die Entscheidung der Wahlkommission, der FPÖ den dritten Listenplatz auf dem offiziellen Wahlzettel zuzugestehen, trifft hier auf volle Zustimmung.

BZÖ-Rauhbein Peter Westenthaler habe die ÖVP zuletzt mit seinem aggressiven und polemischen Stil vor allem in der Ausländer- und Integrationsfrage "nach unten gezogen", heißt es hier. Der allzu pflegliche Umgang der meisten schwarzen Spitzenfunktionäre mit dem Noch-Koalitionspartner in dieser Wahlkampfphase hat in diesen Kreisen zuletzt für immer mehr Kopfschütteln gesorgt. Ganz frei von Rachegelüsten für die ORF-Niederlage wird man aber wohl auch bei der ÖVP nicht sein.

Dass das BZÖ den freiheitlichen Platz in der Wahlbehörde zugestanden bekommen hat, sollte dabei kein Problem sein. Eine andere Entscheidung war in einer schwarz-orangen Koalition gar nicht möglich. Denn es ist geübte Rechtspraxis, dass der Ministerrat stets einstimmig entscheidet - auch wenn dies von der Verfassung her nicht zwingend vorgesehen ist.

*

1:0 im noch kurzen Wahlkampf für die SPÖ. Dieses Zwischenresultat ist allerorten im Tiroler Bergdorf Alpbach zu hören, wo sich derzeit alles, was in der Wirtschaft Rang und Namen hat - und das sind nun einmal überwiegend Schwarze -, trifft. Die Pflegedebatte hat die ÖVP zweifellos am falschen Fuß erwischt. Für einmal hat sich die sprichwörtliche Geschlossenheit der Partei unter Schüssel nämlich in ihr Gegenteil verkehrt, als praktisch alle bürgerlichen Granden das Diktum des Kanzlers, wonach es keinen Pflegenotstand im Land gebe, wortwörtlich übernommen haben. Aber, so tröstet man sich hier, eine Schlacht macht noch keinen Krieg. Und die Konterattacke der ÖVP werde schon noch kommen . . .