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Endlich wieder ein Anchorman

Von Francesco Campagner

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Das Leben im Informationszeitalter hat seine Pflichten. Wenn ein bedeutendes Ereignis eintritt, kommt man nicht umhin, sich umfassend von den Medien informieren zu lassen und am Abend fernzusehen. Der angekündigte Streik bei den ÖBB hat am Dienstag dazu geführt, dass man die einzelnen "ZiB's" noch genauer als sonst verfolgte. Umso interessanter war das Aufeinandertreffen von Armin Wolf mit Bahn-Gewerkschafter Wilhelm Haberzettl um 22 Uhr in der "ZiB 2". Wolf hat sich in den letzten Monaten einen Ruf als konsequenter und eloquenter Interviewer erarbeitet, der sich mit Pauschalantworten nicht zufrieden gibt.

Mögen es seine Brillen sein, oder sein Stil, der eine Mischung aus Hochner'scher Ironie und Oberhauser'scher Streitlust darstellt, oder gar sein entwaffnendes Lächeln - die Befragten schaffen es selten, ohne Schrammen aus dem medialen Ring zu steigen. Bei Haberzettl war Wolf allerdings mit ungewohnter Milde am Werk. Ein paar kleine Sticheleien zum Thema Privilegien, mehr tat er seinem sichtlich aufgeregten Gast nicht an, der zudem den "unbefristeten" Streik auf Wolfs Drängen mit einem Ablaufdatum versah. Die "ZiB 2" ist - seit Armin Wolf den Moderatorenstuhl souverän besetzt - wieder sehenswert. Damit hat dieses altgediente Nachrichten-Format nach Dieter Seefranz und Robert Hochner endlich wieder einen Anchorman gefunden, der für das steht, was die "ZiB 2" eigentlich immer auszeichnete: seriös und objektiv aufbereitete Information.