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Endlich Zeit fürs Tamagotchi

Von Christina Böck

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Es waren gerade einmal zwei Stunden. Aber die haben gereicht. Am Donnerstagabend fiel der Kurznachrichtendienst Twitter für zwei Stunden aus. Das wird eine beschämende Mehrheit der Menschheit noch nicht einmal bemerkt haben. Umso mehr echauffierte sich die naturgemäß redselige Twittergemeinde. Unter dem Stichwort "While twitter was down", also "Als Twitter nicht funktionierte", meldeten sie, was sie mit den geschenkten Stunden gemacht haben. Und zeigten dabei: Das große Bonmot-Potenzial, das in dieser Kurztext-Plattform steckt, wird nach wie vor nicht ausgeschöpft. Der durchschnittliche Twitterant ist eine Art Social-Media-Fachtrottel, der in solchen Situationen gern Scherze über konkurrierende Plattformen macht: Wie etwa: "Als Twitter nicht funktionierte, war trotzdem keiner auf Myspace." Oder: "Als Twitter nicht funktionierte, stieg der Facebook-Aktienkurs um 0,00001 Prozent."

Die witzigsten Beiträge waren noch die, bei denen man gar nicht so genau weiß, ob sie nicht ernst gemeint waren: "Als Twitter nicht funktionierte, installierte die Regierung eine neue Überwachungssoftware." Oder "Als Twitter nicht funktionierte, traf ich Leute, die behaupten, meine Familie zu sein."

Bedenklich viele stellten im twitterfreien Zeitraum fest, dass sie "eigentlich kein Leben haben". Kein Einziger meldete, er hätte dann Texte mit mehr als 140 Buchstaben gelesen. Und auch niemand gab zu, dass er die freie Zeit dazu genützt habe, sein altes Tamagotchi zu füttern. Vielleicht gibt es wenigstens einen Babyboom in neun Monaten, wenn es schon kreativ nicht gefruchtet hat.