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Endloses Warten auf U-Bahn

Von Tamas Denes

Politik

Seit 1972 erwägen Ungarns wechselnde Regierungen, in Budapest eine vierte Metrolinie zu bauen. Bisher waren zehn Stationen geplant, letzte Woche verkündete Ministerpräsident Péter Medgyessy, dass der ungarische Staat den Zubau von vier weiteren Stationen finanzieren will: Errichtet wurde keine einzige.


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Einen spürbaren Rückschlag für die Umsetzung des lang ersehnten Metro-Projektes bedeutete die Legislaturperiode zwischen November 1998 und Mai 2002. Damals entzogen die an der Macht befindlichen konservativen "Jungen Demokraten" dem Infrastruktur-Vorhaben die staatliche Unterstützung. Ursache für diese Entscheidung war, dass Ex-Premier Viktor Orbán die Erschließung des ländlichen Raumes dem Ausbau der Verkehrswege im liberal dominierten Budapest vorzog.

Der jetzige Bürgermeister von Budapest, Gábor Demszky, ging dieser Tage jedenfalls in die Offensive und sprach anlässlich einer Pressekonferenz von einem "Durchbruch", was die Verhandlungen zur Errichtung der neuen Metro-Linie betrifft.

Ablenkungs-Manöver

Immerhin soll jetzt die umstrittene Metro-Linie 4 schon bis zum Jahr 2010 fertig sein. Von einem "Meilenstein" kann freilich auch aus einem anderen Grund nicht die Rede sein. Denn schon der ursprüngliche Plan für den Ausbau umfasste die jetzt bewilligte Strecke.

Die Vermutung liege also nahe, dass die Verantwortlichen mit diesen vier "neuen" Haltestellen von der Tatsache ablenken wollen, dass bis heute kein einziger Meter Schiene auf der versprochenen Strecke gebaut wurde.

Die vierte Budapester U-Bahn-Linie ist jedenfalls ein kommunalpolitischer "Dauerbrenner" mit reger Beteiligung der Bevölkerung: Vor einiger Zeit trugen viele Ungarn Badges mit der Aufschrift "Ich bin für die 4-er Metro".

Seit 1972 besteht der Plan für die Untergrundverbindung Süd-Buda - Nord-Pest. Bis Ende letzter Woche glaubte man, dass lediglich das vornehme Buda mit dem Ostbahnhof verbunden werden soll. Durch die vier angekündigten zusätzlichen Stationen will man auch die Vorstädte von Pest in das Netz einbeziehen. Durch diese Neuerung würde der am häufigsten verkehrende Autobus Europas, die Linie 7, ihre Funktion verlieren.