Bozen - Wer gedacht hatte, in Südtirol habe die Konfrontation zwischen den Volksgruppen längst ihr politisch korrektes Happyend gefunden, wird jetzt von der National-Allianz eines Besseren belehrt: Die Postfaschisten wollen den "Friedensplatz" wieder in "Siegesplatz" zurücktaufen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Damit es dazu kam, dass Südtirol entgegen dem Wunsch seiner Bevölkerung 1919 im Vertrag von St. Germain Italien zugeschlagen wurde, war kein einziger Schuss gefallen. Italiens Faschisten wollten sich aber einen heldenhaften Sieg andichten, verschleppten die Asche von im Veneto gefallenen Soldaten an die obere Etsch und errichteten ihrem erlogenen Sieg 1928 in Bozen auch ein Denkmal. Es bildet einen netten architektonischen Kontrast zur gewachsenen Altstadt und sagt jedem, der schlechtes Latein kann, er möge hier den Grenzpfahl des Vaterlands einschlagen. "Von hier aus haben wir den Übrigen die Sprache beigebracht, das Recht und die Künste", erzählt das an die Römer gemahnende Mal.
Inzwischen haben die Südtiroler also zu reden gelernt, und so geschah es, dass die Stadtgemeinde Bozen - unter Mitwirkung der italienischen Mitte-Parteien - letztes Jahr den Platz, auf dem das Denkmal steht, von "Siegesplatz" in "Friedensplatz" umbenannte.
Ein glorreicher Sieg des alles umarmenden Europa-Geredes. Die National-Allianz, die sich unter Südtirols Italienern großen Zulaufs erfreut, konnte mit der neuen Benennung keinen Frieden finden. Und so hat sie jetzt ein Referendum durchgeboxt: Am 6. Oktober sollen die Bozner abstimmen, ob die Verkehrsinsel nicht wieder wie früher heißen soll. Der Entscheid ist nicht bindend.